Chausseen in Niedersachsen

Für Niedersachsen fand ich vom Institut für Historische Landesforschung der Universität Göttingen eine Karte der Chausseen in Niedersachsen 1764-1843 (Zitierhinweis: Malte de Vries, Robert Busch, Niels Petersen, Paul Richter, Mareike Beulshausen, Matthias Beer: Karte des historischen Chausseebaus in Niedersachsen, Göttingen 2020, www.landesgeschichte.uni-goettingen.de/chausseen) mit einigen Absätzen zur Geschichte des Chausseebaus in Niedersachsen, den Wegen und Wegebegleitern, einer interaktiven Karte und einer Übersicht zu weiterführender Literatur vor allem bezogen auf Niedersachsen.

Die Geschichte des Chausseebaus in Niedersachsen hat demnach regional unterschiedlich begonnen. Der Chausseebau im Kurfürstentum Hannover begann im Jahr 1764 mit der Errichtung einer Wegebaubehörde, die Nachbarterritorien Braunschweig und Schaumburg folgten in den Jahren 1770 und 1780. Oldenburg jedoch erst 1820.

Nach den 1815 erfolgten Gebietserweiterungen und der Bildung des Königreichs Hannover (>>Das Königreich Hannover entstand 1814 auf dem Wiener Kongress als Nachfolgestaat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg.<< Königreich Hannover | Wikipedia) erfolgte der weitere Ausbau des Straßennetzes unter der Koordination einer General-Wegbau-Kommission. Die General-Wegbau-Kommission wurde bereits 1843 aufgelöst, da der Straßenbau zunehmend die kleineren Verbindungen erfasste und die Aufgaben durch die Landdrosteien und das Innenministerium übernommen wurden. Als wichtiges Resultat des geplanten Chausseebaus wurde eine nachhaltige und bis heute nachwirkende Strukturierung des Siedlungsraumes genannt.

Die Grundzüge der Chausseeplanung wurde in dem Text mit folgendem Zitat von Joseph Schemerl aus dem Jahr 1807 dargestellt.

Straßenzüge müssen nicht Märkten, Dörfern und Wirtshäusern, sondern diese müssen den Straßenzügen nachgehen. Wenn ohne einen wesentlichen Nachteil der Passage, ohne Verlängerung des Weges oder ohne sonstige Anstände ein Ort berührt werden kann, so kann dies allerdings geschehen; allein man kann nicht fordern, dass neue Straßenzüge sich mit der Nachsetzung ihrer wesentlichsten Bestimmung nach einem Markte oder einem Dorfe richten sollen. Diese werden sich von selbst an den Straßenzügen ansetzen.

aus: Malte de Vries, Robert Busch, Niels Petersen, Paul Richter, Mareike Beulshausen, Matthias Beer: Karte des historischen Chausseebaus in Niedersachsen, Göttingen 2020

Ein kurze Ergänzung zum Begriff Landdrostei:

Wikipedia schreibt zum Drost:

Drost(e) (von mittelniederdeutsch drossete), auch Drossart bezeichnete seit dem späten Mittelalter vor allem in Nordwestdeutschland (am Niederrhein, in Westfalen, in Ostfriesland), aber auch in Mecklenburg, Schleswig-Holstein und in den Niederlanden einen Beamten, der für einen definierten Verwaltungsbezirk in militärischer, jurisdiktioneller und polizeilicher Beziehung die Stelle des Landesherrn vertrat. Die Funktion ist in etwa mit dem Amtmann, Amtshauptmann, Ammann, Vogt, Regierungspräsidenten oder Landrat vergleichbar.



Drostei hieß sowohl der Verwaltungsbezirk selbst wie auch der Wohn- und Amtssitz des Drostes. Historische Amtssitze der Droste, auch Drostenhöfe oder -häuser genannt, …

wikipedia – Drost

Eine Landdrostei scheint es nur in Hannover gegeben zu haben:

Die Landdrostei Hannover war im 19. Jahrhundert eine Mittelbehörde des Königreichs Hannover und der preußischen Provinz Hannover. Sie war der direkte Vorgänger der Bezirksregierung Hannover.<<

wikipedia – Landdrostei Hannover

Wegebegleiter

Sehr gefallen hat mir in dem Text die Zusammenfassung aller rund um die Chausseen liegenden oder funktionell mit ihnen zusammenhängenden Objekte unter dem Begriff der Wegebegleiter. Dies schließt Weghäuser, Barrierehäuser, Chausseehäuser, Chausseegeld-Hebestellen, Weggeldhäuser oder Chausseegeld-Recepturen mit ein. Dazu gehören auch noch die Mauthäuser, Mauthäusl und auch einige der Zollhäuser, an denen Wegezoll erhoben wurden.

Zu den Wegebegleitern rechnen Malte de Vries, Robert Busch, Niels Petersen, Paul Richter, Mareike Beulshausen, Matthias Beer aber auch noch Poststationen, Gasthäuser und Krüge, Steinbrüche (in manchen Regionen wohl eher Kiesgruben), Brücken (auch an Brücken wurden und werden häufig Gebühren für deren Nutzung erhoben – siehe z.B. Brücke Zehdenick), Alleen (die Begleiter wären wohl eher die Bäume der Allee) und Wegweiser bzw. Meilensteine.

Die interaktive Karte

Die Karte ist wahrscheinlich noch in der Entwicklung. Aktuell (23.12.2021) ist das Haupt-Chausseen-Netz zu erkennen und an einigen Strecken auch schon Wegebegleiter. Man kann gespannt sein, wie sich diese weiter entwickeln wird.

Unter dem Link http://www.landesgeschichte.uni-goettingen.de/ ist neben der Karte der Chausseen in Niedersachsen 1764-1843 auch eine Niedersächsische Klosterkarte (http://www.landesgeschichte.uni-goettingen.de/kloester/index.html) zu finden und ein Link zu Viabundus Vormoderne Straßenkarte (http://www.landesgeschichte.uni-goettingen.de/handelsstrassen/index.php)