Die SWANS waren in Berlin und ich habe sie gesehen und gehört und Michael Gira war in Bestform. Kumpel M. meinte, der Meister wäre sehr gut drauf gewesen.
Die SWANS begleiten mich seit inzwischen über 30 Jahren. Gleich Anfang der 90er stieß ich auf sie und sie haben mich seitdem eigentlich nicht mehr losgelassen.
Irgendwann um 2000 hatte ich sie einmal gesehen. Ich weiß nicht mehr, wann es war. Wahrscheinlich war es im Loft. Die Vorband hieß Panasonic oder Pan Asonic oder so. An die Musik von Panasonic kann ich mich nur schwach erinnern. Es wurden die Frequenzbänder rauf und vor allem runter ausgetestet. Ich konnte nicht viel damit anfangen. Ich war müde an dem Abend, setzte mich in eine Ecke und verschlief den Rest der Vorband einfach. Das Konzert der SWANS habe ich positiv abgespeichert, kann mich aber auch daran nicht mehr richtig erinnern.
Mit Konzerten wurde es bei mir in der Zeit langsam weniger. Ich kann mich schwach an ein sehr beeindruckendes Konzert mit Massive Atttack im neuen Tempodrome erinnern. Das könnte 2002 oder 2003 gewesen sein. Und dann gut 10 Jahre später ein Privatkonzert mit den Ricky Kings. Ein sehr wildes Konzert in einem Vorort von Hamburg, wo der Sänger mit unheimlicher Intensität für 4 sang. 4 Tonlagen, 3 oder 4 Sprachen. Eigentlich der Wahnsinn.
Trotzdem dauerte es wieder einige Jahre, ehe überhaupt das Interesse an Konzerten wieder da war. Irgendwann kurz vor 2020 erfuhr ich aber quasi zum Konzertbeginn von einem Konzert der SWANS mit Anna von Hausswolff als Vorband. Das wäre genau mein Ding gewesen. Aber es war zu spät.
Und dann bekam ich mit, dass die SWANS wieder nach Berlin kommen wollten und kaufte das Ticket. Carola kam dazwischen. Ein Jahr später sollte es einen Ersatztermin geben, aber auch der platzte aus den gleichen Gründen und ich dachte, das war es nun mit den SWANS…..
Und dann kam die Ankündigung, dass es ein Konzert der SWANS am 21.11.2023 in Berlin im Admiralspalast geben sollte. Ein kurzer Kontakt mit Kumpel M. und die Karten waren bestellt.
Es war aufregend, mal wieder bei einem Konzert zu sein. Das Publikum vor der Tür war gemischt, tendenziell aber eher mein Jahrgang plus minus ein Jahrzehnt. Aber ungefähr ein Viertel war deutlich jünger. Einige könnte man als typische Hauptstadthipster bezeichnen und den Rest vielleicht als Musiknerds.
Der Beginn verzögerte sich etwas und zur Einstimmung war Norman Westberg da – ein alter Wegbegleiter, der ungefähr 30 Minuten solo mit Gitarre und Hilfsmitteln eine anstrengende aber doch faszinierende Soundlandschaft entwickelte. U.a. mit Tönen, die die Boxen fast erledigt hätten. Er hatte die blaue Show.
Das Publikum füllte den Admiralspalast eigentlich. Es gab Schlangen an allen möglichen Stellen, einige freie Sitzplätze gab es am Ende in den vorderen Reihen aber dochnoch.
Das Konzept als Kammerkonzert passte irgendwie nicht. Und das nicht nur wegen der freien Sitzplätze, sondern generell. Das Publikum passte vielleicht auch einfach nicht zum Ort. Vor allem da ständig Verkehr quer durch die Reihen war. Aber eigentlich sind auch die SWANS kein Kammerorchester.
Die rote Show gehörte den SWANS. Es war von Beginn an laut und intensiv. Teilweise melodiös. Dann wieder nur laut…. Ich brauchte etwas, um rein zu kommen.
Der brachiale Sound ging in und durch den Körper. Die Boxen krachten aber trotzdem nicht. M. erklärte mir was von immer nur einem Akkord, aber das muss er mir vielleicht noch mal in Ruhe erklären. Musiktheoretisch bin ich weitgehend ungebildet.
Ich hatte den Eindruck, dass viel neues Material gespielt wurde. Oder waren das alte Stücke umgewurstelt? Nur ’no more of this‘ war deutlich herauszuhören.
Die ersten 2 oder 3 Stücke fand ich sehr krachig, zu krachig und mit zu wenig Struktur. Da hatte ich Angst, dass es so weiter geht. Spätestens nach der Bandvorstellung war ich aber drin und habe kaum gemerkt, wie die Zeit vergeht.
Zum Ende hätte es mehr sein können. Nach gut 2 1/2 war Schluss und es war schnell klar, dass es keine Zugaben geben würde. Ist vielleicht aber auch nicht üblich. Ein Kunstwerk hat einfach keine Zugabe.
Und wenn man die Intensität erlebt hat, mit der gerade Michael Gira (also der alte Mann an der Akustischen) gespielt und gesungen hat, hätte man auch keine Zugabe mehr erwartet.Nach dem Ziel ist es auch beim Sport einfach irgendwann zu Ende.
Es bleibt ein grandioser Abend unter alten Freunden. War schön, vielen Dank!
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