Eigentlich mag ich die Bahn, nicht umsonst folge ich ihr immer wieder mit der Kamera. Wobei mein Fokus vor allem auf dem Güterverkehr liegt. Hier würde ich mir auch wünschen, wenn mehr Güter vor allem von der Straße auf die Bahn kommen würden.
Privat nutze ich sie nur noch gelegentlich, weil z.B. die eigentlich lange Strecke zur Arbeit per Bahn wesentlich umständlicher als mit dem eigenen Auto ist. Die Fahrt dauert wesentlich länger und ich kann bei Nutzung der Bahn vieles, was ich sonst nebenbei oder auf dem Weg erledige nur mit Extra-Aufwand schaffen.
Rein dienstliche Fahrten kommen aber hin und wieder vor. Dieses Mal ging es z.B. nach Bonn. Die Beratung sollte um 13.00 anfangen, also starte ich um 6.00 in Berlin.
12 Minuten zu Fuß, dann etwas S-Bahn und nicht viel später ist der Hauptbahnhof erreicht. Schon von zu Hause fahre ich aber etwas früher als die Reiseauskunft geplant hatte, der ICE wird nicht auf gestörte S-Bahnen warten.
Dafür war der ICE aber gestört. Den Wagen 12 gab es nicht und auch keine anderen im 10er Bereich. Im Zug kam dann die Durchsage, daß eine komplett andere Baureihe zur Verfügung gestellt wurde (müsste ein ICE 4 gewesen sein) und auch die Sitzplatzreservierung aufgehoben ist, man solle sich hinsetzen, wo es einem gefällt.
Ab Spandau geht es schnell durch die Westbrandenburgische und Anhaltinische Weite. Die Elbe kam mir sehr klein vor und die Brücke niedrig. Aber Buhnen waren zu erkennen und die gibt es knapp westlich von Berlin eigentlich nur an der Elbe. Die Havel, der andere etwas größere Fluß auf dem Weg, wird in Berlin und dann noch einmal in der Stadt Rathenow überquert.
Der Zug fährt durch bis nach Hannover. Ich muss wieder einmal daran denken, dass vieles von der neuen Eisenbahn den Menschen auf dem flachen Land nicht zugute kommt. Ich komme vom Dorf und fühle mich auch noch als Landei. Und ärgere mich immer wieder, wenn politische Entscheidungen vor allem den Städtern zugute kommen.
Eigentlich hat die Bahn auch eine Erschließungsfunktion, dazu müsste sogar etwas im Grundgesetz unter dem Thema Daseinsfürsorge stehen. Ohne vernünftige Transportwege ist in der heutigen Zeit und eigentlich schon immer eine Entwicklung abseits der Metropolen schwer möglich. Das führt zu Abwanderung und Entvölkerung, gleichzeitig wird es in den Metropolen eng. Dadurch werden aber z.B. die Kosten für die Infrastruktur egal ob Verkehrswege oder auch soziale Strukturen auf dem flachen Land je verbliebenem Einwohner noch größer. Die (Bundes)Länder reagieren darauf leider fast immer mit einer Streichung von Leistungen außerhalb der Ballungsgebiete, was diesen Effekt weiter verstärkt.
Wir durchqueren irgendwann Bielefeld. Und beim Blick aus dem Fenster ist es schon fast irritierend, wenn keiner der abgestellten Triebwagen extern verziert wurde. Das finde ich bei den Lärmschutzwänden so unheimlich hybsch…. und frage mich, woher dieser Zwang kommt, Dinge zu verschönern oder zu zerstören, die einem nicht gehören. Aber vielleicht immer noch besser, als die ganze Welt zu zerstören.
Bei den Lärmschutzwänden wundere ich mich, dass vorrangig noch die hohen aufgestellt werden. Es gibt Bauweisen mit niedrigen Wänden, die ähnlich viel Schutz bieten sollen, aber z.B. den Blick nicht verstellen und ggü. Verzierung auch nicht so anfällig sind. Ich kenne dazu allerdings nur Berichte aus vereinzelten Bau-Fachmagazinen, die Einschätzung der Eisenbahnexperten kenne ich nicht.
Irgendwann fängt das langsame Gezuckel an und ich weiß, dass Nordrhein-Westfalen erreicht ist. Hier wird gefühlt in jedem Ort gehalten. Stimmt natürlich nicht, durch die dichte Besiedlung gibt es aber anscheinend genug Fahrgäste, die den ICE benutzen können sollen und so wird an strategischen Punkten gehalten.
Hier wird aber auch deutlich, dass der Verkehrsweg Eisenbahn seine Grenzen hat. Es knirscht und knackt an allen Ecken. Aus relativ kleinen Störungen wachsen immer größere Probleme, die vor allem durch die fehlende Pünktlichkeit zu sehen sind.
Ich bin nicht von der Eisenbahn sondern nur an ihr interessiert. Stattdessen arbeite ich vor allem am Verkehrsweg Wasserstraße und die Probleme dort sind sicher etwas anders gelagert als bei der Bahn. Aber die Mitarbeiter vor Ort sind wahrscheinlich auch bei der Bahn die „Dummen“, die die Probleme irgendwie lösen müssen, weil die Chefetagen seit wahrscheinlich Jahrzehnten die Zusammenhänge bei der Eisenbahn nicht verstehen und dementsprechend eigenartige betriebswirtschaftliche Entscheidungen treffen. An der operativen Basis verstärken, den Wasserkopf verringern, Planungs- und Bauprozesse verkürzen und einen klaren Auftrag für die Durchführung von Verkehr erteilen. Vielleicht mal darüber nachdenken.
Nachdem der Zug lange Zeit pünktlich war, kommt es in Dortmund dochnoch zu ca. 10 Minuten Verspätung. Damit wäre der Anschluss futsch. Aus dem Lautsprecher kommen widersprüchliche Aussagen. Kern ist aber später, daß man einfach bis Köln durchfahren sollte.
Als wir in Dortmund einfahren, steht der vorgesehene ICE aber auf dem Gleis gegenüber. Und nachdem wir kurz standen, hieß es man solle doch besser hier umsteigen, der Zug wartet noch und gleich geht’s weiter.
Der Zug wirkte leer und ein Sitzplatz war auch reserviert. Also packte ich schnell meine Sachen und stieg in den wartenden ICE um.
Blöd nur, wenn der Zug dann aber nicht gleich weiter und auch nicht pünktlich abfährt, sondern lieber noch ungefähr 20 Minuten wartet, ehe er Richtung Linz startet. Dazu hatte sich der Zug auch noch bis auf den letzten Platz gefüllt und um mich herum herrschte ziemliche Unruhe. Die nahm erst ab, als in Düsseldorf viele wieder ausstiegen.
Schon weit vor Köln wird es wieder sehr langsam und auf der Rheinbrücke kommen wir zum Stehen.
Die Fahrt nach Bonn geht schnell, aber natürlich bin ich inzwischen viel später unterwegs als geplant. Dazu kommt noch, dass ich den Anschluss zuerst nicht finde. Es gibt oben eine Straßenbahn und auch eine S-Bahn und natürlich auch Regionalexpresse. Aber den Weg zur U-Straßenbahn finde ich erst im zweiten Anlauf.
Ein passender Zug kommt gleich und nach zwei Stationen bin ich fast am Ziel.
Am Abend lasse ich den ganzen ÖPNV in Ruhe gehe lieber zu Fuß durch die Stadt und bis zum Rhein.
Der zweite Streich
Am nächsten Tag geht es wieder zurück. Geplant war die Fahrt mit der Stadtbahn zurück nach Bonn Hbf und von dort mit dem Regionalexpress nach Köln.
Köln Messe oder Köln Hbf war hier aber die Frage. Auf meinem Ausdruck stand Köln Messe, alle online-Auskünfte sagten aber Köln Hbf. Da ich mit etwas Reserve aufgebrochen war, gab es als Alternative die Fahrt direkt mit der Stadtbahn. Einmal Umsteigen weniger und sogar etwas früher im Hauptbahnhof machte mir die Entscheidung leicht.
Die Stadtbahn, die mal als U-Bahn und mal sogar als Überlandbahn unterwegs war, war gut gefüllt und etwas ruckelig. Die Sitze sind einfache Hartschalen und nicht allzu bequem geformt. Das geht bestimmt auch besser, ich fand damals z.B. die Holzsitze in den alten Vorkriegs-S-Bahnen in Berlin relativ bequem oder die Bänke in sowjetischen Elektritschkas….
Kurz nachdem Bonn verlassen war, wurde es fast schon ländlich. Die Stadtbahn Linie 16 zog schnell nach den Stationen an und bremste vor der nächsten stark. Und so war auch schnell die Grenze vom Kölner Gebiet erreicht. Hier zuckelte die Bahn aber plötzlich wie eine richtige Straßenbahn oder fast noch langsamer durch die Straßen und wurde erst im Tunnel wenige Stationen vor dem Hauptbahnhof wieder schneller.
Ungefähr 25 Stationen dauerte die Fahrt. Zuerst wurde die Bahn langsam leerer, füllte sich in Köln aber wieder stark, am Neumarkt stiegen dann aber die meisten der Fahrgäste aus. Die Fahrgäste waren recht bunt durchmischt. Es waren viele Jugendliche, aber auch schon die ersten Menschen, die vermutlich von der Arbeit kamen.
Mir gegenüber saßen dann einige Stationen lang zwei russisch sprechende Frauen, bei denen offenbar u.a. der Krieg im Osten eine Rolle spielte. Viel habe ich nicht verstanden, das Thema ob es interkontinentale oder ballistische Raketen waren, habe ich aber doch deutlich herausgehört. Später ging es anscheinend über Probleme mit Pässen und Ämtern.
Köln war pünktlich erreicht und die Zeit bis zur offiziellen Abfahrt des ICE 651 betrug ca. 20 Minuten. Auf einem Bahnhof, den man eigentlich nicht kennt, eine ziemlich ausreichende Zeit.
Die Zeit wurde dann aber doch sehr lang, denn als der Zug eigentlich hätte einfahren sollen, kam die Ansage durch, dass er sich um 45 Minuten verspäten würde….
Also noch eine Runde durch den Bahnhof und dochnoch eine Zeitschrift im Bahnhofskiosk gekauft.
15.06 war die neue Abfahrtszeit. Und ungefähr so fuhr der Zug auch los. Es ging wieder über den Rhein Richtung Ruhrgebiet. Nicht besonders schnell, aber es fuhr. Oder auch nicht. Immer wieder schaukelt sich der ICE unangenehm auf.
…. Und dann sind wir in Wuppertal gestrandet. Eine Signalstörung hält uns und auch andere auf. Kurz nach Ankunft sind 30 Minuten Verzögerung, zusätzlich zu den 45 Minuten die wir hatten, prognostiziert.
Die neue Information war, nach ca. 30 Minuten Wartezeit, daß in einem vor uns stehenden RE eine Schlägerei von der Bundespolizei aufgelöst werden muss und wir an dem Zug nicht vorbei fahren können.
Immerhin ist jetzt ein alkoholfreies Freigetränk für jeden Fahrgast freigegeben worden. Um 16.39 setzt sich der ICE vom Nachbarbahnsteig in unserer Fahrtrichtung in Bewegung, es war der der gerade erst eingefahren war.
15.55 waren wir in Wuppertal angekommen. Und wie durch ein Wunder fahren auch wir um 16.40 los. Hätte ich nicht mehr erwartet.
Inzwischen ist es dunkel geworden und Regen läuft über die Scheiben und der ICE zuckelt durch das Ruhrgebiet. Wenigstens ist die Fahrt dadurch nicht ganz so unrund.
Kurz vor Dortmund schaukelt sich der Zug wieder unangenehm auf, obwohl wir gefühlt nur ungefähr 80 fahren. Und es kam gerade die Ansage, dass wir inzwischen 125 Minuten Verspätung haben. Bei mehr als 60 Minuten kann man 25% vom Fahrpreis zurück verlangen, bei mehr als 120 Minuten sind es sogar 50%. Hilft mir natürlich nichts, wenn der Dienstherr bezahlt.
Ab Dortmund soll es ratzfatz gehen. Aber da lasse ich mich überraschen. Vielleicht fällt der Zug noch auseinander, der schlingert immer wieder eigenartig. Wenn mein Auto so fahren würde, wäre mein nächster Weg direkt in die Werkstatt.
17.34 Abfahrt in Dortmund. Die DB hat die Informationen im DB Navigator aktualisiert. Den habe ich für diese Reise extra installiert, weil ich u.a. gerne etwas über die Wagenreihung erfahren wollte. So richtig funktioniert er aber wahrscheinlich nur, wenn man sich auch anmelden würde und seine Reisen dort hinterlegt. Wollte ich aber nicht. Und so konnte ich nur über Umwege die Wagenreihung sehen. Immerhin hat sie dieses Mal gestimmt.
Inzwischen wurde die Information zur Verspätung auf Einhaltung der Arbeitszeit und Komplikationen in Wuppertal reduziert. Aus 125 wurden 120 Minuten…. Mal sehen.
Ich bewundere die Menschen, die auf der Fahrt schlafen. Kann ich zur Zeit nicht, ist trotz Ruhebereich im ICE immer noch sehr unruhig. Und nicht nur durch die Schwächen im Fahrwerk. Aber vielleicht habe ich letzte Nacht auch einfach zu gut geschlafen.
17.58 eine abrupte Bremsung bei Weetfeld kurz vor Hamm. Ein anderer ICE fährt auf dem Nachbargleis vorbei, ein Regionaltriebwagen kommt gleich darauf entgegen. 18.07 geht es dann langsam weiter. Hamm ist nicht einmal als Halt vorgesehen….
Ich finde auch wieder keine dauerhaft bequeme Haltung im ICE. Auf dem Hinweg saß ich noch am besten, als ich direkt vor mir die Rückenlehne des Vordersitzes hatte. Im nächsten ICE, es war auch ein etwas älteres Modell, nervte das Tischbein. Und zum Glück saß niemand gegenüber. Jetzt ist es ein Abteil und es ist wieder ein älteres Modell, wahrscheinlich ein ICE 1. Aber hier ist der gegenüberliegende Platz belegt und die Rückenlehne ist auch nicht lang genug. Beine ausstrecken geht immerhin in Richtung Gang.
18.27 wird wieder gehalten und wieder ziemlich abrupt. Allerdings geht es nach 2 Minuten weiter. Wir passieren dabei Neubeckum. Bis Bielefeld ist es noch etwas und die anvisierten Zeiten sind nicht mehr zu halten.
Der DB Navigator hat schon mitbekommen, dass bei uns nix läuft und die Ankunftszeit für Berlin um weitere ca. 25 Minuten erhöht.
Bielefeld ist um 18.50 fast erreicht. Planmäßig wären wir jetzt in Spandau. Spandau, das irgendwie Berlin ist und irgendwie auch nicht. Man soll Spandauer angeblich auch nie als Berliner bezeichnen. Der Lautsprecher im ICE hat inzwischen übrigens auch seine Probleme und nicht jede Ansage kommt klar durch. In Bielefeld geht es schon um 18.53 weiter… Nur weitere 2 Minuten plus.
Das Flaggschiff der Deutschen Bahn macht auch hinter Bielefeld nicht den allerbesten Eindruck. Er klappert und rattert und von einer Fahrt wie auf Schienen oder am besten Wolken sind wir weit entfernt. Aber vielleicht sind es auch nur die Schienen/Gleise die so ausgelutscht sind. Es kommt ja noch die Ausbaustrecke durch Anhalt und das Havelland. Vielleicht wird es da besser. Und ich muss nachher mal schauen, ob ich noch herausbekomme, was für ein ICE das nun ist.
Die Wikipedia schreibt zum ICE1.
Die ICE 1 sind die ersten in Serie gebauten Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland und die erste von inzwischen sechs Bauarten von Intercity-Express–Triebzügen. Die seit 1991 im Fahrgastbetrieb mit bis zu 280 km/h eingesetzten Triebzüge werden planmäßig aus zwei Triebköpfen (Baureihe 401) und bis zu 14 Mittelwagen der Baureihen 801 bis 804 gebildet.
Die ersten dieser Triebwagen sind damit immerhin schon 33 Jahre alt. Im Straßenverkehr gelten Fahrzeuge schon ab 20 Jahren als Oldtimer. Aber die Bahn baute zumindest früher so massiv, dass zum einen Zug- und Druckkräfte problemlos übertragen werden können und auch bei Unfällen darf der Zug nicht gleich implodieren. Und zum anderen die Fahrzeuge relativ lange nutzbar bleiben. Im Lokbereich gibt es viele viel ältere noch gut erhaltene Exemplare, die noch im regulären Dienst stehen.
Offiziell ist die Verspätung inzwischen auf 145 Minuten gestiegen. Aber immerhin wird in Hannover der IC nach Dresden erreicht. Die Passagiere in Richtung Sachsen stranden wenigstens nicht in Niedersachsen.
Wir bremsen wieder stark und für das Bistro kam die letzte Aufforderung, es schließt in 10 Minuten, da das Bistropersonal den Zug in Hannover wegen der starken Verspätung verlassen wird. Die Freigetränke sind inzwischen auch alle.
Ankunft Hannover erfolgt um 19.52. Es zieht sich also weiter. Mal schauen, was die Schnellfahrstrecke bringt. Wenigstens steht Wolfsburg nicht im Plan….
In Hannover kam dann eine weitere interessante Durchsage. Der Zug muss noch ca. 20 Minuten stehen bleiben, weil auf den neuen Lokführer gewartet wird. Wer es eilig hat, könnte aber den in Kürze gegenüber einfahrenden ICE 653 (auch schon plus 40) nutzen und dadurch einige Minuten früher in Berlin sein.
Ich beschließe, es zu probieren. Aber nachdem ich gesehen habe, wie viele Personen umsteigen wollen und auch dieser Zug schon einige Verspätung hat, kehre ich in „meinen“ ICE zurück und suche mir nur einen anderen Platz.
Der Ausflug auf den Bahnsteig verschaffte mir auch einen Blick von außen. Es handelt sich also um einen ICE1.
Letzte Zuckungen
Die Geschichte mit „meinem“ ICE 651 endet dann aber doch in Hannover. Zunächst wird angesagt, wer etwas schneller nach Berlin kommen möchte, solle vielleicht lieber den in Kürze nach Berlin fahrenden IC 241 aus Amsterdam nutzen.
Kurze Zeit später lautet die Ansage, dass zurzeit geprüft wird, wann der ICE 651 und ob er überhaupt weiter fährt. Es bricht deshalb auch bei den letzten hartgesottenen ICE-Beharrern Unruhe aus. Und eigentlich alle verlassen den Zug.
Und als dann ca. 150 versprengte Bahnfahrer auf dem Bahnsteig stehen, kommt das endgültige Aus für den ICE 651 nach Berlin. Er verendet in Hannover, weil es kein Personal mehr gibt, das ihn weiter fährt.
Vom Bahnsteig noch zwei schnelle Fotos.
Abellio ET613 – das müsste ein Stadler KISS sein – steht als RE70 auf dem Weg nach Braunschweig kurz am Bahnsteig.
Und ein Paar Bahnsteige weiter wartet die WFL mit einer kompletten Garnitur auf weitere Einsätze. Die DB hat nicht mehr genug Material und so entstehen für Privatbahnen Chancen bzw. Verdienstmöglichkeiten.
Etwas nach der versprochenen Zeit kommt auch der Vectron 193 500 der Nederlandse Spoorwegen eingefahren. Ein inzwischen eher seltener Anblick. Lok vorne, dahinter einstöckige Wagons. Fast schon klassisch.
Ich hätte eigentlich 1. Klasse fahren dürfen, aber da ist es so voll, dass ich mein Glück lieber in der 2. suche. Und eigentlich auch finde. Ein mit nur einer Person besetztes Abteil und dadurch Platz nach vorne.
Interessant an dem Abteil ist die Sitzaufteilung. Neben der Tür ein Einzelsitz, dann eine Ablage und dann ein Zweiersitz. Dadurch hat zumindest der an der Tür trotz schmalerer Sitze relativ viel Platz.
Ungefähr um 20:38 geht es mit dem IC 241 dann wirklich los. Für die Verspätung gibt es die Erklärung, dass bereits aus der Niederlande etwas Verspätung mitgebracht wurde und außerdem durch Störungen im Bereich Hamburg (Blitzeinschlag an Bahnstrecke: Beeinträchtigungen dauern an) der Stau bis Hannover reicht.
Nach einem Blitzschlag war im Landkreis Lüneburg ein Baum auf eine Oberleitung gestürzt. Laut Bahn soll es zwischen Hamburg und Hannover wohl bis Donnerstagnachmittag zu Verspätungen und Ausfällen kommen.
Quelle: Blitzeinschlag an Bahnstrecke: Beeinträchtigungen dauern an – NDR
Jetzt bleibt es spannend, ob die Bahn ihre ambitionierten Pläne realisiert und die Verspätung dochnoch reduziert. Bisher rauscht der IC durch die Niedersächsische Pampa.
21.34 haben Stendal passiert. Aber der Zug kommt noch vor der Elbquerung zum Stehen. Kurz danach geht es aber doch wieder weiter.
Die Gedanken über die abgeschnittenen ländlichen Regionen kommen wieder. Rathenow ist das Zentrum des Havellands und mindestens so wichtig für die Region wie Wolfsburg für das östliche Niedersachsen, auch wenn die Stadt natürlich kleiner ist. Aber in Rathenow gibt es keinen Fernverkehr. Es fahren Regionalexpresse nach Stendal und Berlin und eine Regionalbahn nach Brandenburg. Die Verbindung nach Norden existiert nicht mehr. Und die umliegenden Dörfer sind noch bescheidener dran.
Es gab früher die Brandenburgische Städtebahn AG, heute wird die Strecke als Bahnstrecke Treuenbrietzen–Neustadt (Dosse) bezeichnet, die Rathenow auch nach Norden Richtung Nordbrandenburg, Ostsee oder auch Hamburg verbunden hat, davon ist aber nur die Verbindung nach Brandenburg übrig geblieben.
Von Neustadt (Dosse) konnte man früher auch quer durch Nordbrandenburg bis nach Eberswalde und weiter über Seelow nach Frankfurt Oder und runter in die Lausitz fahren. Natürlich waren diese Strecken nie die großen Rennstrecken, aber sie hatten ihren Zweck und gerade in einer Zeit, wo die Art des Transports wieder eine größere Rolle spielt, könnten solche Linien auch das flache Land wieder besser verbinden. Statt Autobahnen neu zu bauen, könnten auch Bahnstrecken in der Fläche wieder aufgebaut oder auch neu gebaut werden. Einfach aus strategischen Gründen und für die Menschen auf dem flachen Land. Busse sind gegenüber der Bahn übrigens keine Ersatz, da Buslinien über Land wesentlich langsamer sind.
Spandau ist bald erreicht. Die Zeit aber schon wieder überschritten. Abfahrt war 22.06. Nach Rathenow könnte man übrigens wieder mit einem Regionalexpress zurück fahren. Immerhin, aber auch absurd.
Noch 3 Bilder aus dem Inneren.
Der Wagon ist nicht Niederflur, weshalb es noch Stufen im Türbereich gibt. Und es gibt noch kurz den Laufweg:
Für die in den Haltepunkten lebenden Menschen sicher toll. Aber aus meinen früheren Reisen weiß ich noch den Interregio zu schätzen. Lange direkte Verbindungen, die auch mal anhalten. Die Gesamtzeit war mir zumindest damals egal.
Berlin Hbf wird ungefähr um 22.18 erreicht. Es regnet bei 7°C. Die Stadt ist noch unterwegs, die S-Bahnen noch ziemlich voll, auf jeden Fall voller als gestern früh. Bis nach Hause dauert es noch ca. 40 Minuten. 10 h von Tür zu Tür, Bonn – Berlin muß man erstmal schaffen. Das Problem ist vielleicht nicht einmal die Zeit, aber die Bahn hatte ein Versprechen auf schnelle und bequeme Beförderung abgegeben. Und das wurde nicht eingehalten. Oder habe ich das falsch verstanden?
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