Überfahrt nach Norwegen

Auch an diesem Morgen kann ich nicht lange im Schlafsack bleiben. Aber heute gibt es auch einen besonderen Grund unruhig zu werden. Um zehn Uhr soll die Fähre nach Norwegen ablegen. Beim Zelt abbauen bin ich dann kaum zu bremsen. Ich stürze zum Hafen. Die Fähre ist schon da, aber sonst ist nicht sehr viel los. Ich checke ein und treffe den Schweden vom Vortag wieder, dazu noch ein norwegisches Pärchen auf Motorrädern, ein Italiener und einen Deutschen mit Motorrad, dazu noch deutsche, norwegische, finnische und schwedische Autos..

Kurz vor dem Schluß des Check-Inns taucht eine Gruppe mit 6 deutschen Mountainbikern auf. Auch sie wollen mit. Die Fähre ist trotzdem fast leer, von Aberdeen dem Ausgangshafen fahren nur wenige weiter.

Während wir die Inseln verlassen unterhalte ich mich zuerst mit dem Schweden. Wir passieren das Regattafeld. Auf drei verschiedenen Kursen laufen die Wettkämpfe. Dann geht es vorbei an den Klippen von Bressay und schließlich nach Osten.

Ich rede dann lange mit den beiden Kiwis. Nachdem ich meine letzten Coins gegen Schokolade eingetauscht habe, lerne ich Katharina aus Rosenheim kennen. Sie war lange Zeit in Schottland und auf den Inseln wandern. Gemeinsam schauen wir uns Kopfgeld im Fernsehen im Original an, sind aber von der doch recht platten Handlung enttäuscht. Dabei treffen wir die Neuseeländer wieder.

Der Rest des Tages vergeht mit Reden und dadurch vergeht auch die Zeit. Es fängt an zu regnen und gleichzeitig geht die Sonne unter. Kurz darauf erreichen wir die norwegische Küste, ein Lotse kommt an Bord und dann geht es noch mehr als eine Stunde weiter bis Bergen. Wir fahren dabei durch ein Lichtermeer. Auf allen Inseln rechts und links scheinen Häuser zu stehen und die Brücken heben sich als Lichtband über dem Wasser ab.

Das Schiff verlassen wir bei strömendem Regen. Zu Viert suchen wir eine Unterkunft, irgendwie habe ich zwar keine Lust in ein Youth Hostel zu gehen, aber andererseits ist es auch schon kurz vor Mitternacht und da macht es wenig Sinn, die Stadt noch zu verlassen. Hier scheint aber das Nachtleben in vollem Gange zu sein. Immer wieder begegnen uns Gruppen von herausgeputzten und angetrunkenen Leuten auf der Suche nach dem nächsten Lokal. Uns ist aber nicht danach.

Wir wollen einfach nur ein Bett. Leider entpuppt sich unsere erste Adresse als Fehlschlag. Es ist bereits Nachsaison und so ist die Herberge schon wieder geschlossen. Wir überlegen ernsthaft unter einem Torbogen zu nächtigen oder wenigstens auf dem Bahnhof. Der Bahnhof wird aber um Mitternacht geschlossen und so suchen wir weiter. Schließlich landen wir bei der YMCA und bekommen für 100 Nkr. ein Bett zugewiesen. Das erinnert sehr an Massenunterkünfte, im Zimmer sind mehr als zwanzig Betten und obwohl es Mitten in der Nacht ist, herrscht ein ständiges kommen und gehen.

Fähre im Hafen von Lerwick


in Norwegen