Die Vogesen stellen eine natürliche Barriere zwischen den Stromgebieten von Rhein und Marne (bzw. der Seine) dar. Aus diesem Grund wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Rhein-Marne-Kanal als Verbindung gebaut. In der ursprünglichen Version verfügte er über 178 Schleusen mit einer Tiefe von 1,80 Metern und einer Länge von 34,50 Metern. Die Schleusen und auch der Kanal wurden im Laufe der Jahre bis auf ein Maß von 2,60 Metern Tiefe und 38,50 Metern für die Schleusenlänge vertieft.
Im Bereich von Arzviller erreichte der Rhein-Marne-Kanal über 17 Schleusen die Scheitelhaltung in den Vogesen. Da der Kanal allmählich an seine Grenzen kam, wurde in den Jahren nach dem Krieg der Bau des Schrägaufzuges beschlossen, um die Beförderungskapazität der Wasserstraße zu erhöhen.
Durch die rationellere Abfertigung der Schiffe und den insgesamt schnelleren Transport zur und von der Scheitelhaltung konnte die Anzahl der Schiffschleusungen auf 12.000 statt bisher 8.000 pro Jahr vergrößert werden. Da gleichzeitig auch die Tauchtiefe der Schiffe erhöht werden konnte, verdoppelte sich die Leistung von bisher 1,5 - 2,0 Millionen Tonnen auf 3 bis 4 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr in beiden Richtungen. Bei Verwendung des zweiten Troges wurde sogar von einer Vergrößerung der Kapazität auf 3 bis zu 5 Millionen Tonnen pro Jahr und Richtung ausgegangen.
Für die Schifffahrt ergab sich die Erleichterung vor allem durch die erheblich verkürzte Fahrzeit, die Schleusung dauert heute nur noch ca. 30 min statt füher einem ganzen Tag (für das Passieren der gesamten Schleusentreppe). Der klassische Schiffstyp für den Rhein-Marne-Kanal war die Penische, die mit dem Bau des Schrägaufzuges bis auf 2,20 Meter abgeladen werden konnte und damit ca. 350 Tonnen fasste.
Leider kehrte sich die französische Verkehrspolitik in den späteren Jahren von der Wasserstrasse ab und so fahren heute fast ausschließlich Sportboote über diesen Kanal.
Eine weitere Besonderheit der Region sei erwähnt: Im östlichen Teil des Rhein-Marne-Kanals führt der Kanal durch 3 Tunnel.
Der Schrägaufzug von St. Louis / Arzviller stellt eine besondere Form der Schiffshebewerke dar. Die Schiffe werden in Naßförderung mit einem Trog quer zu Ihrer Fahrtrichtung bewegt. Der zu überwindende Höhenunterschied beträgt 44,50 Meter. Die Masse des Troges sind 41,50 Meter in der Länge und 5,50 Meter in der Breite, wobei der Trog etwa 900 Tonnen wiegt. Befördert wird er auf einer schiefen Ebene mit 41 % Gefälle. Der Trog stützt sich auf 32 Laufräder, die in 8 Drehgestellen über Schienen laufen.
Geführt wird die Anlage durch den zentral befindlichen Führungsbalken. Rechts und links davon laufen die beiden Gegengewichte, die durch 14 Seile gehalten werden.
Der Antrieb erfolgt durch zwei jeweils 120 PS starke Elektromotoren über Reibungswalzen, die sich im Maschinenhaus befinden.
Die gesamte Anlage wurde für den Betrieb mit zwei Trögen ausgelegt, wobei jedoch nur ein Trog montiert ist. Sollten einmal zwei Tröge betrieben werden, so können diese auch (zumindest teilweise) unabhängig voneinander bewegt werden. Sowohl der Trog als auch die Abschlüsse der Haltungen wurden mit Hubtoren ausgeführt. Dabei befinden sich die Antriebe aber jeweils nur am Ende der Haltung. Die Tore des Troges werden von diesen mit angehoben. Das Spaltwasser zwischen den Toren läft frei in das Trogbecken und wird von dort abgepumpt.
Der Schrägaufzug ersetzt 17 Schleusen im Verlauf des alten Kanals. Zum Anschluss an dieses Kanalnetz wurde die Scheitelhaltung um 3,8 Kilometer verlängert.
Die Bewegung des Troges selber dauert nur ca. 4 Minuten. dabei wird eine Geschwindigkeit von 0,60 Metern/Sekunde erreicht. Die Anfahrbeschleunigung des Troges beträgt 0,02 m/s². Der Gesamte Schleusungsvorgang dauert ca. 20 bis 30 Minuten, damit liegt die Zahl der beförderten (Fracht-) Schiffe bei bis zu 39 Schiffen bei 13-stündigem Betrieb. Heute ist die Anzahl der Schleusungen wesentlich geringer, da die Erfahrungen der zur Zeit fahrenden Freizeitkapitäne oftmals ein zügiges Befahren des Troges verhindern. Die Anzahl der Schiffe kann trotzdem deutlich höher liegen, da meist 3 der Schiffe gleichzeitig im Trog bewegt werden können.
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Vergleichbare Anlagen aus neuerer Zeit gibt es unter anderem in Ronquieres (Belgien) - hier wurde ein Längsaufzug für 1350 t-Schiffe gebaut und in Krasnojarsk am Jenessej (Russland), wo ein selbstfahrender Trog auf einer schiefen Ebene für Schiffe mit ca. 1500 t bis 2000 t gebaut wurde.
einige Links:
Schiffshebewerk von Saint-Louis - Arzviller - Homepage der touristischen Gesellschaft mit einer deutschen Seite für uns Touristen.
Schrägaufzug Arzviller auf den Seiten des APA (Eltern Verein von Arzviller) wird einiges zum Thema Schrägaufzug und Rhein-Marne-Kanal erklärt, Seite ist auf französisch und teilweise deutsch.
Schiffshebewerke in Europa, eine private Seite von Günter Ringe - diese Seite gibt einen guten Überblick.