Ein phantastischer Herbst beschert uns sonnige Tage ohne Unterbrechung und so reifte bei mir der Plan, Gegenden auf dem MTB miteinander zu verbinden, die ich bisher immer nur einzeln angefahren hatte, oder durch die ich nur auf einem Asphaltschneider gezogen war.
Der Start war ganz normales Abenteuer. Zuerst fahre ich entlang des Finowkanals am Südufer bis Heegermühle über den kleinen feinen Singletrail. Allerdings ist der heute besonders übel, da sehr viele Bäume neu über dem Weg liegen und dann an einer Stelle die Böschung endgültig in den Kanal zu rutschen droht, bei der es auch bisher schon immer lustig zu fahren war. Heute steige ich hier ab und schiebe lieber.
Ab Finow geht es auf dem Nordufer weiter, vorbei am alten Kraftwerk, dann über den Kanal und hinter dem "Schuppen", wo sich jetzt ein ALDI breit gemacht hat, durch den Wald und etwas parallel zu den alten Gleisen der Eberswalde-Finowfurter-Eisenbahn bis zum Drehnitzfließ und weiter an der Drehnitzwiese entlang. Allerdings wird mein Plan sie westlich zu umrunden, durch Baumfällarbeiten gestoppt und so rutsche ich doch wieder auf der Ostseite entlang und weiter bis zum Bahnübergang am Tierpark.
Den Tierpark umrunde ich auf kaum zu findenden Wegen im Süden, grabe mich durch Berge von lockerem Laub und komme hinunter zur Schwärze, wieder getragen von einem netten Singletrail. Bei der Schwärze habe ich Glück, denn dort wo wir im Frühjahr über den Stamm geturnt sind, gibt es wieder eine Brücke.
Der Eberswalder Stadtforst lockt mit einer Unzahl an kleinen Wegen und so lasse ich mich etwas treiben, richte das Vorderrad einfach auf gut Glück auf einen der Wege und komme so zur FH und weiter zur Brunnensstraße. Hier geht es steil bergauf, ich verschwinde wieder im Wald und folge einem Trail nach dem anderen bis ich in Ostende am Friedhof wieder auftauche.
Von Ostende rausche ich hinunter ins Tal der Finow, in dem heute ja der Finowkanal fließt. Folge den altbekannten Wegen immer am Saum zwischen Wiesen und Wald entlang und gelange ins kleine Dörfchen Niederfinow, daß ja vor allem für sein Schiffshebewerk bekannt ist. Das ist heute aber nicht mein Ziel, sondern ich bleibe auf dem Südufer des Finowkanals und folge ihm bis Liepe. Dabei habe ich freien Blick über das gesamte Niederoderbruch und den im Dunst liegenden Rand des Barnimplateaus.
Ab hier wird es neu und spannend. Zunächst folge ich kurz der Straße Richtung Oderberg, in der Nähe des Teufelsberges richte ich meinen Kurs aber Richtung Norden und fahre in einem lang gezogenen Tal den Hang hinauf. Tauche dabei ein in braun gefärbten Buchenwald, in dem die Sonne mit den Blättern spielt, so steige ich schätzungsweise 110 Höhenmeter mit im Schnitt 8-10 Prozent.
Oben angekommen halte ich mich wieder mehr nach Osten, es geht weiter Richtung Oderberg. Ich verlasse den Wald und fahre durch Streuobstwiesen und habe einen weiten Blick auf das Oderbruch. Kurz vor Oderberg fahre ich dann aber nicht in den Ort runter, sondern ich drehe wieder nach Norden ab, fahre an der Waldkante entlang bis Neuendorf zum Großen Stein.
Vom Großen Stein tauche ich wieder in den heute so herrlich leuchtenden Wald ein und umrunde auf ausgestorbenen Wegen das Breitefenn. Ein Paar Seen liegen hier in den Wald gestreut wie verlorene Wassertropfen und nach einer lang gezogenen Abfahrt erreiche ich den Parsteinsee.
Ab dem Zeltplatz Parstein fahre ich am Nordostufer entlang. Ein genialer Weg, links leuchtet der See und die Wellen rascheln mit dem Schilf und rechts geht es steil bergauf. Der Weg geht meist als schmale Spur zwischen den Bäumen hindurch, wurde aber vor kurzem auch erst frei geschnitten. Dazu wird es allmählich warm, denn von oben scheint die Sonne und der Wind kommt hier nicht her. Ich halte auch immer wieder an, um noch einmal richtig das Licht einzusaugen.
Kurz vor Bölkendorf muß ich das Seeufer leider verlassen und auch etwas über Asphalt fahren. Allerdings ist auch auf dieser Straße sehr wenig Verkehr. Zwischen Bölkendorf und Herzberg sehe ich auf einem abgeernteten Acker dann Tausende von Wildgänsen, die sich noch einmal stärken, ehe sie Richtung Winterquartier aufbrechen. Ich durchquere Herzberg und quere dann die B 2, komme nach Schmargendorf und schließlich Zuchenberg. Und hinter Zuchenberg tauche ich wieder in Wald ein, den Wald des Grumsiner Forst.
Der Grumsiner Forst befindet sich westlich von Angermünde und beherbergt einige der höchsten Erhebungen der Region. Eine von ihnen möchte ich heute bezwingen und so fahre ich hinauf zum Telegrafenberg, der mit fast 140 m der zweithöchste Punkt im Grumsiner Forst ist. Höher ist nur noch der Blocksberg, der sich allerdings mitten im Wald versteckt.
Am Telegrafenberg mache ich eine kurze Pause und genieße den weiten Blick, der über Angermünde hinweg weit in die Uckermark reicht. Ein teilweise bewaldetes, leicht gewelltes Land erstreckt sich vor mir und wird von der Sonne mit Licht verwöhnt. Weit entfernt sind sogar die Niederungen des Nationalparks Unteres Odertal zu erahnen.
Der Telegrafenberg war nur ein Abstecher auf einer Sackgasse und so rolle ich zügig den Berg wieder hinunter. Der Telegrafenberg ist auch mein nördlichster Punkt der heutigen Tour. Ab hier fahre an Groß- und Klein-Ziehten nördlich vorbei Richtung Südwesten. Ich bleibe dabei immer im Wald und mache noch eine kurze Rast am Brackensee.
Das Laub der Bäume an seinen Ufern läßt mich an Indiansummer denken, aber wozu brauchen wir den, wenn es doch bei uns mindestens genauso schön ist? Nachdem ich den Wald verlassen habe, geht es durch gleißende Helligkeit weiter bis zur Kiesgrube und dann Richtung Golzow entlang der Sassenpfühle und durch die Sassenberge.
Mit einem leichten Schwenk nach Westen komme ich unter der Autobahn hindurch und weiter zu den Bugsinseen, wo ich auf meine Lieblingsstrecke komme, die rund um den Werbellinsee führt. Allerdings fahre ich sie jetzt entgegen der normalen Richtung. Der letzte See des heutigen Tages ist der Große Buckowsee, den ich auf dem Weg entlang des Südufers umrunde und bald darauf treffe ich am Ausgangspunkt wieder ein.
© STW (2005)