Jetzt ist es 13.00, ich bin frisch gewaschen, habe etwas Kleidung gewaschen und sitze in der Sonne am Oträvatn in 966 Meter Höhe.
Heute morgen schien kurzzeitig die Sonne, jetzt ist es bedeckt, aber am südlichen Horizont zeigt sich ein Streifen Blau. Trotz absolut gemäßigtem Tempo habe ich einen Paß von 1117 Metern hinter mir und nur noch einen mit 1004 Meter, der unmittelbar hinter dem See liegt, vor mir.
Von da geht es tausend Meter bergab nach Laerdalsöyri. Das war der Abschied von den 2000ern, so hoch werde ich vorläufig wohl nicht mehr kommen.
Vergessen ist auch die Frage nach dem WARUM? - dazu war es heute einfach zu traumhaft.
Das Wetter wurde von Stunde zu Stunde besser, die Gegend ist sehr schön und mir geht´s wieder gut. Es ist geschafft. Nach dem ruhigen Tag 70 Kilometer bergab, durch eine Ziegenherde, an Kühen vorbei, mal leicht rollend, mal von Gegenwind gequält, bin ich zum zweiten mal in einem Fjord gelandet. Die Strecke abwärts hat sich gelohnt.
Auf der Abfahrt begegneten mir 5 einzeln trainierende Rennradler. Aber so richtig Notiz nehmen sie nicht von mir. Ist es, weil ich "bloß" so ein popeliger Fahrradtourer bin?
Der Fjord ist schön, aber nicht überwätigend, weshalb ich ohne richtigen Stop weiter fahre. Zudem scheint hier unten auch keine Sonne mehr und so will ich zunächst nur etwas aus dem Tal heraus fahren.
Als ich dann aber immer weiter aufwärts fahre, setze ich mir in den Kopf, bis ins baumlose Hochland zu fahren. Das bedeutete von Laerdalsöyri nochmal 15 Kilometer zu fahren und dabei innerhalb von zwei Stunden gut tausend Meter zu steigen, das grenzt diesmal doch irgendwie an Wahnsinn, war aber vor allem eine Frage des Kopfes.
Gegen 21.30 liege ich etwas geschafft endlich in der Koje und es fängt an zu regnen. 117 Kilometer und ca. 1800 Höhenmeter sind für einen ruhigen Tag sehr viel.