Die Straßen sind noch immer, es ist inzwischen fast zehn Uhr, sehr leer. Ich will den kürzesten Weg aus der Stadt nehmen und wende mich nach Norden. Die Probleme beginnen aber schon vor dem Stadtrand. Der kürzeste Weg ist natürlich wieder eine Schnellstraße und, wie soll es anders sein, für Radfahrer gesperrt.
Jetzt kurve ich auf irgendwelchen kleinen Straßen durch die Gegend und werde das Gefühl nicht los, überhaupt nicht voran zu kommen. Einzig das Wetter und die immer wieder neuen Ausblicke auf die verschiedenen Fjorde beeindrucken mich immer wieder aufs neue. So merke ich kaum, wie die Kilometer vergehen.
Bei Idre Arna verläuft zeitweise eine Eisenbahn neben der Straße. Kurz dahinter wird eine neue Straßenbrücke über den Fjord gebaut. Und dann war es auch mit der Ruhe vorbei. Wo die 7 von der E16 abzweigt, hören alle kleinen Straßen auf. Bisher war immer ein Stück der alten E16 vorhanden, die parallel zur neuen Straße führte, aber ab hier gibt es nur noch diese eine Straße.
Hier treffe ich wieder auf die Gruppe von Mountainbikern, sie kommen mir auf einer Steigung entgegen, sie fragen, ob ich keinen Weg am Ufer entlang kenne. Ich kenne aber nur den, den ich gerade gekommen war. Dann treffe ich auch den Schweden in seinem alten SAAB wieder. Er meint vielleicht treffen wir uns morgen in Geilo.
Die E16 verwandelt sich dann in einen Horrortrip. Gleich zu Anfang geht es durch einen 1700 Meter langen Tunnel. Zum Glück ist er beleuchtet, aber die Autos machen einen Krach, als ob ein Zug hinter einem herkommt. Meist ist es dann aber doch bloß ein einzelnes Auto. Angst habe ich auch weniger davor, von hinten überrollt zu werden, als von den entgegen kommenden Fahrzeugen zermalmt zu werden.
Ich schalte auf den höchsten zu tretenden Gang und düse mit gut 40 km/h durch den Tunnel. Zum Glück geht es leicht bergab und so bin ich nach kurzer Zeit hindurch. Ich denke der Horror hat ein Ende und es wäre nur ein langer Tunnel, aber kurz darauf stehe ich vor dem Schlund des nächsten noch längeren Tunnels. Dieser hat jetzt eine Länge von 2770 Metern, dann kommt noch ein kürzerer mit 900 Metern und für eine Weile ist Ruhe. Im Laufe des Tages folgen noch viele kleinere und noch ein Tunnel mit 1300 Metern Länge. Allmählich gewöhne ich mich daran und zum Schluß macht es mir richtig Spaß, durch die Dunkelheit zu schießen.
In Dale ist die E16 wieder gesperrt und auf der alten Straße fahre ich hinein in den Ort direkt auf ein Wasserkraftwerk zu. Leider ist die Ausstellung schon geschlossen, wie gesagt die Nachsaison hat bereits begonnen. Ich suche mir eine Bank im Ort und mache erstmal eine ausgiebige Mittagspause.
Wasserkraftwerk - Westnorwegen
nächste Etappe: Entlang des Rallarvegen