Loch Ness

Mitten in der Nacht hört der Regen plötzlich auf und ich werde wach davon. Bis zum Morgen klart es auf. Das Zelt ist noch sehr feucht und so packe ich Innen- und Außenzelt getrennt ein. Die zwei Kilometer bis Fort Augusta sind schnell überwunden. Zuerst passiere ich die Treppenschleuse ( sechs Stufen ) und folge dann dem Kanal bis zum Loch Ness. Das Loch zeigt sich noch in Morgenstimmung. Die Sonne verbirgt sich hinter den tief stehenden Wolken und spiegelt sich nur kurz im ruhigen Wasser des Sees.

Ich umrunde das Abbey und stehe dann vor der ersten Herausforderung des heutigen Tages. Die Steigung Richtung Glendoeby will kein Ende nehmen. Ich steige immer mehr in die Wolken hinauf und komme mächtig ins schwitzen. Ich fühle mich wie in einer Waschküche.

Die Sicht beträgt nur wenige Meter und ich habe Angst, von den Autos überrollt zu werden. Als ich endlich oben bin, reißen die Wolken auf und plötzlich kann ich die gesamte Nordseite der Monadliath Mountains überblicken. Sanft gewellt erstrecken sie sich bis weit nach Süden.

In rasanter Abfahrt geht es wieder hinab und erst am Abzweig nach Lochgarthside halte ich an. Auf einer alten Brücke breite ich das Zelt in der Sonne aus und frühstücke. Jetzt geht es wieder runter zum Loch Ness und dann weiter am Ufer entlang. Dichter Wald überschattet die Straße, es fährt sich wieder angenehm. Eine Radfahrerin von der Fähre kommt mir entgegen. Dann kann ich auf der gegenüberliegenden Seite Urquhart Castle erkennen. Nessie sehe ich nicht.

In Inverness bin ich wieder mal auf der Suche nach einem Outdoor-Geschäft, ich kaufe Schnürsenkel, Einlegesohlen und vor allem Nahtdichter. Ich verlasse diese unruhige Stadt schnell wieder und nehme die Straße nach Norden über den Moray Firth. Das ist die kürzeste, leider aber auch die am stärksten befahrene Straße. Der Verkehr erdrückt mich fast, nur auf der riesigen Brücke habe ich etwas Ruhe.

Der Verkehr regt mich so auf, daß ich nur möglichst schnell dieses Stück überwinden will. Ich trete volles Rohr in die Pedalen und komme auch wirklich schnell voran, aber dafür schmerzt auch gleich wieder das rechte Knie. Die ca. 20 Kilometer bis Evanton schaffe ich, trotz Pause, in weniger als einer Stunde und bin dann froh, auf kleinere Straßen ausweichen zu können.

Über das Easter Ross, eine karge Hochfläche umgeben von Bergen, komme ich an den Dornoch Firth. Der Magen knurrt und ich esse Abendbrot. Weiter geht es am Kyle of Sutherland. Ich fahre vorbei an Schloß Culruin, dann noch am Krafthaus eines Wasserkraftwerks. Noch ein paar Kilometer und ich schlage an einem Waldweg das Zelt auf. Ich dichte die Nähte ab und dann genehmige ich mir endlich das so lange herum gefahrene Bier. Es schmeckt aber nach nichts und ich bin etwas enttäuscht.

nächste Etappe: Orkney

Loch Ness am Morgen - Blick nach Osten