Nach gut zwei Stunden erreichen wir Larne in Nordirland. Ohne irgendeine Kontrolle komme ich an Land und fahre über die Schnellstraße am Ort vorbei und dann eine zehn Kilometer lange Steigung hinauf. Auf dem Berg soll sich ein Zeltplatz befinden. Leider ist er nicht mehr da und so rolle ich auf der anderen Seite wieder hinunter.
Es ist jetzt schon sehr spät und die Sonne beginnt unterzugehen. Da ich keinen vernünftigen Platz für mein Zelt finde, frage ich in einem geöffneten Postpub nach einer geeigneten Stelle zum Zelten. Trotz Problemen bei der Verständigung, ich kann den harten Dialekt nur schlecht verstehen, erklärt mir ein Mann einen Platz an dem ein verlassenes Haus steht. Dort kann ich zelten.
Hier ist der Boden sehr hart und ich kriege die Heringe nur mit Mühe in die Erde. Voll geschafft falle ich kurz darauf in meine Koje.
Heute ist Sonntag, was ich eher an den vielen zur Kirche strebenden Menschen, denn an den geschlossenen Geschäften merke. Auf den Straßen herrscht reger Verkehr und viele Geschäfte haben geöffnet. Wegen der vielen Zäune fühle ich mich wieder eher als geduldeter Passant, denn als willkommener Gast. Meine Gedanken schaffen es nicht umherzuscheifen und bleiben an den Asphalt gefesselt.
Immer auf kleinen Nebenstraßen fahre ich Richtung Südwesten. Hinter Anghnaclay versuche ich den Ulster Way zu nutzen. Er führt nördlich an einem Höhenzug entlang. Weil der Verlauf nur schlecht markiert ist, komme ich vom Weg ab und über die grüne Grenze in die Republik Irland. Ich erkenne es nur daran, daß alle Autos plötzlich andere Nummernschilder tragen.
Als ich versuche mich auf der Karte zu orientieren, hält eine Frau neben mir und erklärt mir den günstigsten Weg. Um große Umwege zu vermeiden, kehre ich um und fahre zur A4. Es herrscht starker Verkehr. Das Wochenende ist vorüber und alle strömen wieder nach Hause. Ich bin froh, die Straße bald darauf verlassen zu können. Die letzten Kilometer fahre ich wieder über kleine Straßen. Der Verkehr ist wesentlich geringer und das Leben läuft hier ruhiger ab.
Bald erreiche ich den Zeltplatz am Upper Lough Erne. Zwischen den Bergen bildet der River Erne eine ausgedehnte Kette von vielen kleinen und einigen größeren Seen. Der Zeltplatz ist malerisch gelegen und behindertengerecht ausgebaut. Es herrscht reger Betrieb. Viele Jugendgruppen sind hier.
Nach dem Duschen lerne ich Jim kennen. Wir unterhalten uns bis es dunkel wird und er erzählt mir aus seinem Leben. Aufgewachsen ist er in Belfast und hat nach der Schule bei der Britischen Marine angefangen. Nach zehn Jahren Dienst hatte er einen schweren Unfall und war zwei Jahre in Behandlung. In der Zeit hat sich seine Frau von ihm getrennt. Nach dem Unfall wurde er aus dem Dienst entlassen und jetzt versucht er sich im Land seiner Eltern zu erholen. Den Frust spült er mit reichlich Alkohol runter.