Es ist 4.30 Uhr irischer Zeit. Irgendwer rennt mit einer Glocke durchs Schiff und weckt alle Passagiere. Uns bleibt genügend Zeit bis 6.30 Uhr MEZ, als die Fähre anlegt und sich die Tore öffnen. Noch nicht alle haben es geschafft, zu ihren Autos zu gelangen und so geht es nur langsam voran. Während die einen schon in ihren Kisten sitzen und die Motoren laufen, sind andere Autos noch nicht einmal besetzt.
Vor der Fähre gibt es keine Kontrolle und so werden wir direkt in die dunkle französische Nacht gestoßen. Ich unterhalte mich noch etwas mit Alex und Andrea und als der Verkehr etwas nachläßt, breche ich auf.
Über fast leere Straßen durchquere ich Orte, die erst allmählich aufwachen und sich füllen. In der Euphorie, endlich wieder fahren zu können, bin ich sehr schnell unterwegs. Ich habe das Problem auf der richtigen Seite zu bleiben. Immer wieder zieht es mich auf die linke Seite der Straße. Später fahre ich ruhiger und gleite langsam durch den beginnenden Morgen.
Ab Le Ponthon, wo die Bahnlinie mit einer riesigen Brücke das Tal überspannt, fahre ich parallel zu einer Autobahn. Dabei habe ich zeitweise starken Gegenwind. In Bell-Isle-en-Terre photographiere ich ein einfaches Wehr. In Plonnevez-Moedec kaufe ich ein, in Plougat werde ich von zwei Halbwüchsigen doof angequatscht.
St. Brieuc gestaltet sich zu einer Berg- und Talfahrt. Alle Straßen scheinen immer wieder zum Zentrum zu führen und so brauche ich eine Weile, bis ich den Ort verlassen habe. Die letzten Kilometer bin ich nur noch auf großen Straßen gefahren, da ich keine Lust mehr hatte, versteckte Hinweise auf die richtige Richtung zu suchen.Obwohl die Bretagne keine sehr großen Erhebungen hat, die höchsten sind gerade 300 Meter hoch, ist es äußerst hügelig. Es geht fast ständig auf und ab. Die stärkste Steigung war 11% und die schnellste Abfahrt 56 km/h.
Jeder fünfte Mann scheint Rennrad zu fahren. Während am Vormittag vor allem jüngere unterwegs waren, die nie grüßten, waren es am Nachmittag vor allem Ältere, die zum größten Teil grüßten.
Heute beende ich meine bisher längste Tagesetappe nach 200,9 km und erreiche gegen 20.00 Uhr einen Zeltplatz in La Richardaise direkt an der Rance.