weiter nach Osten: von Esztergom nach Hatvan

Am Morgen in Esztergom fühlen wir uns sehr fit und so geht die Strecke im Donautal bis Visegrad sehr flott voran. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß die Donau in diesem Bereich etwas stärkeres Gefälle hat und die Straße parallel zu Ihr verläuft? Auf jeden Fall rollt es und trotz der jetzt schon wieder großen Hitze sind die 20 km bis Visegrad schnell vorüber.

Direkt vor Visegrad liegt mal wieder ein Thermalbad, daß irgendwie nicht in unsere Planung paßt und so rollen wir einfach vorbei. Es ist auch wieder so warm, daß eher ein kühles Bad angebracht wäre, als sich in der warmen "Brühe" zu rekeln

Fähre

Die Burgen von Visegrad lassen wir dann auch links liegen, der beschwerliche Aufstieg hält uns ab. Und so nehmen wir lieber die Fähre über die Donau. Sie bringt uns direkt nach Nagymaros am anderen Ufer. Die Fähre müssen wir über eine relativ steile Rampe verlassen, wozu wir etwas Schwung brauchen. Aber so ein dämlicher Volvo mit einem DO-Kennzeichen bremst uns so bescheuert aus, daß wir mitten auf dem Hang zu stehen kommen und den Rest schieben müssen. Wir fluchen laut, aber das ist dem egal.

Oben duftet es nach gebratenem Fisch, doch wir wollen erstmal weiter, den Schwung des Vormittags nutzen und so rollen wir durch bis Kismaros.

Hier beginnt eine Schmalspurbahn in das Börszöny-Gebirge. Der kleine Bahnhof liegt in der Nähe der Hauptstrecke nach Budapest und regelmäßig sehen wir die Züge vorbei rauschen. An einem Buffet trinken wir unser erstes Traubisoda, was vor allem kühl unheimlich erfrischt. Zu essen bekommen wir hier nichts und so fahren wir weiter zum Restaurant am anderen Ende des Bahnhofes. Es ist ziemlich voll, aber für uns beide findet sich noch ein Platz an einem eigentlich reservierten Tisch.

Die Zeit des Wartens überbrücke ich mit einem kleinen Spaziergang über den Bahnhof, mache ein Photo von der hier aufgestellten regelspurigen Dampflok. Das Essen ist dann sehr lecker und üppig. Und völlig gefüllt und träge bleiben wir auf unseren Plätzen hängen.

Irgendwann beschließen wir dann aber dochnoch weiter zu fahren. Die Hitze hat kein bischen abgenommen und so sind wir über jedes bischen Schatten von den Straßenbäumen dankbar. Ab Veröce haben wir dann einen Radweg, der aber einen abenteuerlichen Verlauf nimmt beziehungsweise einfach mit tollen Hindernissen gespickt ist. An einer Stelle geht es über eine kleine Brücke, die so steil und eckig gebaut ist, daß der Hänger aufsetzt und das Tandem dem nur knapp entgeht. Zum Glück hatten wir vorher schon beschlossen, zu schieben.

In Vac machen wir am Ufer der Donau direkt vor einem Gefängnis wieder eine Pause, verlassen danach den Fluß und fahren weiter nach Osten ins Land hinein.


Steigung | Wasser | Platten

Hinter Vádartyán wird die Landschaft irgendwie einsamer und erinnert mich dabei an die "gute alte DDR". Hier erleben wir aber auch unseren ersten größeren Anstieg, den wir uns wieder sehr hinaufquälen. Und dann wird es hinten plötzlich schwammig und wir haben mal wieder einen Platten! Unser Dank geht an Pedalpower für die tolle Vorbereitung des Bikes! Inzwischen haben wir schon etwas Routine beim Schlauch wechseln und so geht es relativ schnell bis wir weiterfahren können. Im nächsten Ort klaut Sabine noch ein Paar schöne Äpfel von einem Baum und dann geht es mit Volldampf voraus.

Bis Aszód scheint es nur noch bergab zu gehen und auch der Wind schiebt. Dann sehen wir einen ziemlich schlimmen Auffahrunfall. Ein Mann in einem Dreirad-Rollstuhl wurde von einem großen Ford von hinten angefahren - wobei der Ford aber kaputter aussieht als der Rollstuhl. Der Alte Mann wird aber schon wieder hochgehoben, ihm scheint nicht sehr viel außer einem Schock und Prellungen passiert zu sein.

In Aszód habe ich dann so einen Heißhunger und will irgendwas leckeres essen, vielleicht ein Eis? Dann kann ich mich aber nicht entscheiden und plötzlich sind wir aus dem Zentrum schon wieder raus. Und als wir die lange Steigung nach Osten hinaufdampfen ist es endgültig zu spät. Oben auf dem Hügel befindet sich eine Militärbasis und schon von weitem sehe ich, wie wir durch ein Fernglas beobachtet werden, erst als wir fast direkt vor dem Soldaten sind und ich ihm ein Victory zeige, nimmt er das Glas herunter und verzieht sich.

Die letzten 15 Kilometer bis Hatvan vergehen dann recht zügig, Sabine wollte nur noch ankommen und trat so in die Pedalen, daß wir mit fast 30 km/h über die Straße flogen. Leider war dies auch wieder eine Nationalstraße und so herrschte sehr starker und teilweise agressiver Verkehr. Einmal wurden wir von einem Überholenden fast auf die Stoßstange genommen.

In Hatvan geht unser erster Weg direkt zu einer Tankstelle, wo ich dann endlich auch mein Eis bekomme. Und dann beginnt die Suche nach dem Zeltplatz, der in unserer Karte angekündigt war. Im Zentrum fragen wir einige Leute, aber so richtig kennt ihn niemand. Erst nachdem wir auf unserer Karte die Adresse gezeigt haben, bekommen wir einen vagen Hinweis auf die Richtung.

Wir verlassen das Zentrum Richtung Osten auf der Natinonalstraße 3 (oder 30?) und biegen dann auf die 32 nach Süden ab. An der nächsten Tankstelle fragen wir wieder nach dem Weg und richtig, die Jungs kennen den Platz und erklären uns den richtigen Weg.

Es geht eine ewig lang erscheinende Asphaltstraße in die Pampa und uns wird etwas komisch. Wir landen vor einem Tor, daß an den Eingang eines Pionierlagers erinnert. Das Tor ist verschlossen und ein giftiger Köter an einer Kette kläfft. Irgendwie denke ich aber schon, daß die Karte nicht lügen wird und wir richtig sind und so klingel ich einfach. Aber nichts passiert.

Gerade, als wir wieder abfahren wollen, kommt jedoch ein vielleicht 40-jähriger Mann mit einem kleinen Kind auf dem Gepäckträger angefahren und fragt, ob wir zelten wollen oder lieber eine Hütte? Der Hund hört sofort auf zu bellen, als der Mann da ist. Dann wird das Tor aufgeschlossen und der Mann führt uns aufs Gelände.

Zeltplatz

Wir haben die freie Wahl bei unserem Stellplatz, schließlich sind wir die einzigen Gäste. Nachdem er uns die Dusche in einem der Gebäude gezeigt hat, drehen er und die Kleine eine Runde über das Gelände und machen alle Lampen an. Und mit einem lustigen Hinweis auf die sehr lästigen Mücken fährt er wieder los.

Nachdem wir geduscht hatten, ist er mit dem Anmeldeformular wieder da und erklärt uns, daß morgen jemand kommt, der besser englisch kann und dann auch kassiert. Er schwirrt ab und wir sind allein - mit den Pferden, die immer wieder wiehern, als ob Blech auf Blech schlägt, dem wild kläffenden Hund und den unzähligen Mücken.

So ganz geheuer ist uns das Ganze hier nicht, aber irgendwie überlassen wir alles seinem Lauf und essen noch, ehe wir uns schlafen legen.