Die hier folgenden Tips sind auf Grund der Beobachtungen bei einer Bus- und Jeeptour durch Argentinien, Bolivien und Chile und auf Grundlage meiner Planungen für eine Biketour durch die südlichen Teile Südamerikas entstanden.
Ich habe bereits einige Kilometer auf Radreisen verbracht und durch meine Beobachtungen dort und durch die Reise durch Südamerika habe ich mir während der Tour sozusagen mein eigenes Roadbook für eine Radreise geschrieben.
Da ich nur einen Teil der Länder bereist habe, kann ich natürlich keine Tips für eine komplette Reise geben, sondern nur für den bereisten Teil.
Der Süden des Kontinents ist auch mehr als 100 Jahre nach dem Beginn der intensiven Besiedlung noch immer ein wildes und vor allem rauhes Land. Der Begriff Patagonien beschreibt dabei keine konkrete Landschaft. Für die einen ist es der gesamte Bereich des südlichen Südamerika, für andere nur die Steppe und Küste östlich der Berge.
Wenn ihr mehr über die Geschichte Patagoniens lest, werdet ihr merken, daß diese vor allem von Argentinien geprägt wurde. Die großen Flächen wurden vor allem von Osten erkundet, während chilenische Expeditionen nur kaum über den Andenkamm kamen.
Die Landschaft ist teilweise sehr karg und wirkt auf den ersten Blick abstoßend und unattraktiv. Aber durch das sehr klare Licht, die weiten Horizonte und die Leere übt diese Landschaft einen ganz besonderen Reiz aus und gehört dadurch für mich zu den beeindruckensten auf der ganzen Welt.
Radfahren wird hier sicherlich zu einer ganz besonderen Erfahrung. Ihr werdet die Strecke nicht mehr nach erreichten Zielen bzw. Orten messen, sondern eher nach zurück gelegter Strecke, einem am Horizont entdeckten Stein, einem erreichten Zaun oder der auf dem Bike verbrachten Zeit.
Die Entfernungen zwischen einzelnen Siedlungen sind sehr groß und dann ist die anvisierte Siedlung vielleicht auch nur eine kleine Ansammlung von Hütten. Dazwischen erstrecken sich endlose oft sehr staubige und ausgefahrene Schotterpisten. So habe ich auf dem Weg von El Calafate nach Puerto Natales nur eine Tankstelle, dann die Grenzstation in Argentinien und schließlich die kleine Grenzsiedlung in Chile gesehen, dies obwohl die Entfernung weit über 300 Kilometer beträgt. Die Straße war dabei sehr oft von Zäunen umgeben.
Eure größten Feinde werden der ewig wehende Westwind, die starke Sonne, die Trockenheit und die sehr langen Staubfahnen hinter den (wenn auch nur wenigen) Fahrzeugen sein. Dazu kommt die trockene Luft, die euch die letzten Reste an Feuchtigkeit aus dem Körper saugt.
Zur Ausrüstung sollten in jedem Fall ein größerer Wasservorrat, Sonnenschutz und die notwendigen Ersatzteile gehören. Fahrradteile sind äußerst knapp, und wenn ich etwas sah, waren es Teile für billige MTB.
Für die Tourplanung sind die in Deutschland erhältlichen Pläne gerade so ausreichend, vor Ort solltet ihr euch dann aber schnell Ersatz schaffen. Für einen Landübergang zwischen Argentinien und Chile dürfte interessant sein, daß es eine Schiffsverbindung über den Lago O'Higgins geben soll, die die Ruta Austral mit dem Highway Nr. 40 in Argentinien verbindet. Zumindest mit dem Bike sollte diese Strecke dann als Alternative möglich sein. Einiges zur Ruta Austral findet ihr u.a. auf folgender website: aisen bridge travel - travel company.
Nordchile gehört zu den trockensten Regionen der Erde. und im Gegensatz zu den meisten Teilen Boliviens oder auch Patagoniens gibt es fast keine Pflanzen. Die Gegend ist geprägt von sehr felsiger Wüste.
Hauptort für unsere Aktivitäten war San Pedro de Atacama (SPdA). Dieses kleine Dorf zu Füßen der Anden hat sich in den letzten Jahren zu einem regionalen Touristenzentrum entwickelt. Dabei ist der Ort bei weitem nicht so malerisch, wie viele in den Medien herum geisternde Aufnahmen vermuten lassen und die Berge sind dochnoch sehr weit entfernt.
Von SPdA werden viele Touren angeboten, die die regionalen Highlights erschließen. Einige der Orte lassen sich aber auf dem Bike genauso gut alleine besuchen, da sie nicht einmal einen größeren logistischen Aufwand erfordern. Zu nennen sind da sicherlich die Ausflüge ins Valle de la Luna (egal ob abends auf die Düne oder am Tage), Valle de la Muerte und zur Incafestung. All diese Orte sind nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt und per Bike relativ problemlos zu erreichen. Einiges ist vielleicht sogar schöner allein zu besuchen. Denn, obwohl die Touren von jeweils verschiedenen Anbietern durchgeführt werden, trifft sich doch alles zur gleichen Zeit am gleichen Ort.
Etwas schwieriger ist sicher die Entscheidung für den Besuch der Tatio-Geysire. Die Geysire sind ein durchaus lohnendes Ziel, auch wenn sie nicht ganz so beeindruckend sind wie die Geysire auf der anderen Seite der Berge in Bolivien. Sie stellen jedoch aus zwei Gründen eine große Herausforderung dar.
Durch die große Höhe (ca. 4.300 Meter über Meer) ist die Luft für uns Durchschnittseuropäer wesentlich zu dünn und größere körperliche Anstrengungen, die durch den Aufstieg (gut 2.000 Höhenmeter über SPdA) sicherlich verursacht werden, sind nicht unbedingt einfach zu leisten. Höchstens nach einer längeren Höhenanpassung.
Zum anderen sollten diese Geysire aber auch bei möglichst starkem Frost besucht werden, da die Dampfentwicklung rapide nachläßt, sowie die Temperaturen steigen. Bei unserem Besuch stellte es sich so dar, daß wir kurz nach unserer Ankunft ca. -10°C messen konnten, das war gegen 6.00 Uhr am Morgen. Gegen 6.45 kam die Sonne raus und schon gegen 7.00 war die Temperatur so weit gestiegen (aber immer noch unter 0°C), daß die Dampfentwicklung schon merklich nachgelassen hatte. Und gegen 9.00, als wir wieder abfuhren, waren schon mehr als +10°C und es dampfte nur noch aus wenigen Löchern.
Für einen individuellen Besuch spricht allerdings die Tastache, daß sich die Geysire auf etwa halbem Weg zwischen Calama und SPdA (wenn auch etwas nach Osten neben der direkten Verbindung) befinden und eine Vielzahl an Pisten in die Geysir-Region führt. Zudem ist die direkte asphaltierte Straße von Calama nach SPdA zumindest auf der ersten Hälfte überhaupt nicht spannend - es geht fast 50 Kilometer geradeaus und dazu noch leicht bergan.
Das bolivianische Hochland ist eine sehr trockene Region, die noch dazu auf sehr großer Höhe liegt. Wir haben uns ständig in Höhen von mehr als 3.600 Metern über Meeresspiegel bewegt.
Von Westen kann aus zwei Gründen kaum Feuchtigkeit kommen. Die hohen Berge (bis ca. 6.000 Meter) halten jegliche Luftmassen aus Westen fern und auch hinter den Bergen befindet sich sehr trockenes Land. Chiles Norden gilt als eine der trockensten Regionen der Erde. Hier führt der Humboldtstrom kaltes Wasser aus Süden an der Küste entlang, was verhindert, daß sehr viel Wasser verdunsten kann.
Im Osten Boliviens schließt sich das Amazonasbecken an. Die Luftmassen, die von hier auf das Hochland kommen, regnen sich jedoch meist an den östlichen Hängen der Anden ab. Dazu scheint eine sehr erbarmungslose Sonne durch den meist tiefblauen Himmel. Wenn es dann aber mal zu einem Regen kommt, wird er oftmals zu einem Unwetter, und kann dann zu kleinen Überschwemmungen führen.
Die Straßen sind im Südwesten des Landes im allgemeinen unbefestigt. An den 4 Tagen, die wir unterwegs waren haben wir nur in Uyuni befestigten Untergrund unter den Rädern gehabt. Der Rest sind Staub und Schotterpisten von teilweise sehr schlechtem Zustand. Nur wenige Straßen sind wirklich glatt. Oft sind brutalste Wellblechpisten über viele Kilometer bestimmend. Manchmal enthalten sie auch noch fast kleinwagengroße Schlaglöcher.
Einige Flüsse durchziehen das Hochland und alle sind durch furten zu überwinden. Die Wassertiefen betrugen dabei bis zu ca. einem halben Meter.
Es gibt nur wenige Orte in der Region. Oft ist es nur eine Reihe von Hütten, die sich an der staubigen Straße aufreihen. Deshalb wird auch das Einkaufen eher schwierig. Die besten Möglichkeiten boten sich in Uyuni, wo ihr fast alles kaufen könnt. Hier gab es auch mehrere Internetkafes.
Die größte Herausforderung stellt sicherlich eine Fahrt in den Nationalpark dar, da hier faktisch niemand wohnt. Nur in den Hostels trefft ihr Menschen. Die Pisten folgen im Allgemeinen nur den durch die Geländewagen gefahrenen Spuren. Und hier folgt jeder Fahrer scheinbar seiner eigenen Nase.
Das Klima ist geprägt durch die große Höhe, die Nähe zum Äquator und die fehlende Vegetation. Die Tagestemperaturen unterliegen starken Schwankungen. Beobachtet habe ich Temperaturen unter -10°C Nachts und weit über 20°C am Tage. Es weht meist ein sehr trockener Wind und Fahrzeuge ziehen lange Staubfahnen hinter sich her.
Eine möglichst große Autarkie, die dann aber mit einer relativ hohen Geschwindigkeit bzw. großen Etmalen kombiniert wird, ist sicherlich eine der Grundlagen für eine erfolgreiche Tour. Dazu müßt ihr wegen der großen Höhe und der starken Sonne sehr viel Trinken und unbedingt starken Sonnenschutz und Sonnebrille benutzen.