Der Ausflug zum Gletscher "Perito Moreno" war einer der Höhepunkte der Tour, wurde aber im regulären Programm nicht angeboten. Trotz allem fand sich unsere gesamte Gruppe schon um 7.00 Uhr am Bus ein und machte sich auf die lange Fahrt. Früheres Aufstehen hätte übrigens nichts gebracht, da die chilenisch-argentinische Grenze, die wir nach ca. einer Stunde erreichen, erst um 8.00 Uhr öffnet.
Da wir wissen, daß eine lange Busfahrt bevorsteht, sind wir doch etwas verwundert, daß der Fahrer erst noch einige Runden durch Puerto Natales dreht, mal vor einem Grundstück anhält und auf dem Hof etwas sucht, dann zur Busgesellschaft fährt und wieder etwas sucht, zurück zum Grundstück und ... naja, irgendwie scheint er das was er sucht, doch nicht zu finden und fährt schließlich los.
Dabei geht es die bekannte Straße nach Norden. Nach 15 Kilometern wird sie wieder zur Schotterpiste und die ewige Schaukelei und Stuckerei beginnt. An der Grenze sind noch zwei weitere Busse und wir müssen etwas warten, ehe wir unsere Stempel bekommen. Dann alle rein in den Bus und einige Kilometer bis zum argentinischen Posten fahren.
Der argentinische Posten steht sehr einsam oberhalb eines trockenen Flußtales. Ein eiskalter Wind fegt von den Bergen aus Westen herüber und wir flüchten alle schnell in das Haus. Hier heißt es wieder warten, wieder bekommen wir Stempel und schließlich nach insgesamt gut 1 1/2 Stunden haben wir die Grenze überschritten und die Reise kann weiter gehen.
Wir schaukeln auf ausgefahrenen Schotterpisten durch fast leere Landschaften. Der Blick reicht unter einem tiefblauen Himmel, über den nur vereinzelte Wolken ziehen bis zum Horizont, der ewig weit weg erscheint. Nur hier und da wird der Blick über die endlose Grassteppe durch einen Zaun oder vereinzelten Busch unterbrochen. Ab und zu geht es auch durch ein Flußtal in dem ein vertrocknender Fluß fließt. Häuser sehen wir keine. Die Landschaft ist total kahl und leer, strahlt aber auf Grund ihrer Weite und der klaren Luft eine ganz besondere Schönheit aus und nimmt mich in ihren Bann.
Ca. eine Stunde (also vielleicht 50 - 60 Kilometer) nach der Grenze hören wir auf, eine ewig lange Staubfahne hinter uns herzuziehen und kommen auf ein befestigtes Stück und hier ist auch eine kleine Tankstelle und ein Motel - wenn auch keins, wie wir es vielleicht aus Europa oder Nordamerika kennen.
Aber kurz darauf biegen wir wieder auf eine Schotterpiste und werden für eine weitere Stunde durchgeschüttelt, ehe wir wieder auf eine befestigte Straße kommen. Und plötzlich öffnet sich die Landschaft vor, nein unter uns. Der Blick schweift über ein riesiges Tal und weit unten erkennen wir einen gigantischen See. Über mehrere Kilometer Abfahrt vernichten wir den Höhenunterschied von der Ebene hinab ins Tal des Rio Santa Cruz mit dem Lago Argentino.
Der Gletscher "Perito Moreno" befindet sich am östlichen Rand des Patagonischen Inlandeises und gehört zum argentinischen "Los Glaciares National Park". Der Park erstreckt sich vom östlichen Teil des Lago Argentino nach Westen bis zur chilenischen Grenze und nach Norden bis zum Lago Viedma. Dabei umfaßt er alle Klimazonen vom Hochgebirgsklima, über den Wald bis zur Steppe. Gute Ausgangspunkte für die Erkundung sind El Calafate im Süden und El Chalten im Norden. Im Norden befindet sich auch einer der bekanntesten Berge ganz Südamerikas, der Fitz Roy.