Weit im Süden Chiles erstreckt sich eine der beeindruckendsten Landschaften der Welt. Auf relativ kleiner Fläche erheben sich mehrere sehr imposante Felsspitzen aus dem Patagonischen Tiefland. Die Berge sind die Überreste eines uralten Massivs aus festem Gestein, die im Laufe der Jahrtausende aus den weicheren Gesteinsschichten befreit wurden und heute mit ihren glatten Flanken in der Sonne strahlen.
Der Nationalpark Torres del Paine befindet sich ca. 3 Autostunden (ca. 130 km) nördlich von Puerto Natales. Der Ausflug war fester Bestandteil des Reiseprogramms, mußte nur noch zurecht gestutzt werden.
Ursprünglich war geplant, am ersten Tag bis zur Hosteria Las Torres zu fahren und bis zum Refugio Chileno aufzusteigen, dort zu übernachten und am nächsten Tag bis zum Fuße der Torres del Paine auf- und dann von dort wieder bis zur Hosteria Las Torres abzusteigen.
Leider werden dadurch die anderen Gipfel nicht gesehen und so entstand bei unserer Gruppe der Wunsch, die Wanderung zum Refugio Chileno etwas auszudehnen. Die in den Reiseführern beschriebene Route erscheint jedoch etwas zu anspruchsvoll und so ist guter Rat teuer, leider hilft uns da auch unsere Reiseleiterin nicht weiter, obwohl sie doch Chile so gut kennt. Die rettende Idee kommt schließlich von Werner, bei dem wir in Puerto Natales wohnen.
Und so fahren wir zuerst weiter vom Parkeingang zum Refugio Pudeto an einer Bucht des Lago Pehoe, hier in der Nähe fährt auch das Schiff, daß den Lago Pehoe überquert. Jetzt haben wir 3 Stunden Zeit, ehe der Bus zurück kommen wird und uns wieder zum Parkeingang bringt.
Diese 3 Stunden sind mehr als genug Zeit für eine einmalig schöne Wanderung zuerst zum Wasserfall Salto Grande und dann weiter zum Ufer des Lago Nordenskjöld (ein schwedischer Forscher, der in den 1890er Jahren diese Gegend ausgiebig erforscht hat). Dabei sehen wir die Cuernos del Paine, oder einfach Cuernos. Ein Dreizack, der sich ca. 2.500 Meter über den See erhebt.
Das Wetter ist für diesen Ausflug (fast) genial. Die Sonne scheint über tiefblauem Himmel und die wenigen Wolken bleiben an den Gipfeln weiter im Westen hängen. Auf dem Glaciar Frances sehen wir eine Lawine abgehen und der starke Wind versucht uns vom Weg zu wehen und rührt dabei den See soweit auf, daß wir denken können, er kocht.
Insgesamt benötigen wir ca. 1 h je Richtung und haben so ausreichend Zeit für Bilder und zum genießen der Landschaft.
Am Nachmittag treffen wir dann in der Hosteria Las Torres ein und beginnen auch sofort mit dem Aufstieg zum Refugio Chileno. Dabei geht es zuerst einige hundert Meter am Fuße des Berges entlang, dann aber sehr steil gut 30 Minuten bergauf. Hier zerteilt sich unsere Gruppe je nach dem Tempo des Einzelnen. Der Hang ist dabei von der Unzahl an Trampelpfaden zerfurcht, es fällt manchmal schwer, sich für einen zu entscheiden. Aber durch die vielen Wanderer, die uns entgegen kommen, bereitet die Navigation dann doch keine Probleme.
Der zweite Teil der Wanderung geht durch den unteren Teil des Valle Ascencio. Der Weg verläuft am Hang und geht immer etwas auf und ab, wir gewinnen aber nicht mehr sehr viele Höhenmeter. Weit entfernt ist auch das Refugio Chileno zu erkennen.
Die ersten erreichen das Refugio schon nach gut einer Stunde und können sich so die ersten Betten sichern. Und der Rest trudelt auch innerhalb der nächsten 20 Minuten ein. Nur unsere Reiseleitung braucht länger, erklärt uns aber, daß sie sich absichtlich Zeit gelassen hatte, da auf der Hütte ja sowieso nicht los sei! ???
Über Nacht ziehen die Wolken dann weiter über die Berge und verhüllen die Gipfel der Torres del Paine teilweise, ab und zu schneit oder regnet es auch noch und so können sich nicht alle entscheiden, bis zu den Torres aufzusteigen.
Der Aufstieg ist dann wieder relativ anstrengend, es geht zuerst nur leicht bergan durch einen kleinen Märchenwald. Riesige umgestürzte Bäume zwingen uns dabei immer wieder zu kleinen Umwegen und wir überqueren einige Bäche. Der zweite Teil des Weges führt dann durch ein Geröllfeld sehr steil bergan, ist aber nach gut 30 Minuten geschafft und wir stehen oberhalb des Sees, über dem sich die Torres erheben.
Es weht ein kalter Wind und die Sonne kommt nur kurz heraus, ehe wieder leichter Schneefall einsetzt. Die Kälte und auch die voranschreitende Zeit lassen uns den Rückweg beginnen. Mir fällt dabei das bergab laufen sehr schwer, bzw. gehe ich eher vorsichtig und langsam. Und so benötige ich insgesamt ca. 3 Stunden für den Aufstieg, eine kleine Pause und den anschließenden Abstieg.
Nach einer kurzen Pause am Refugio geht es auch gleich weiter hinunter bis zur Hosteria Las Torres, von wo uns das Shuttle wieder abholt.