Picknick am Wegesrand
Kosmische Besucher sind auf der Erde gelandet und hinterliessen dort verseuchte Zonen. Die Herkunft der Besucher und ihre Absichten bleiben ungeklärt, doch haben sie in den Zonen unerklärlichen Gegenstände und Phänomene zurückgelassen, die von der irdischen Wissenschaft erforscht werden. Der Protagonist, Roderick Schuchart, entwickelt sich im Verlauf des Romans vom Laboranten in der US-amerikanischen Filiale des Instituts zum Schatzsucher, der aus den Zonen ausserirdische Objekte schmuggelt und verkauft. Bei einem seiner legalen Besuche der Zone kommt sein Freund und Vorgesetzter Kirill, ein Russe, ums Leben. Daraufhin gibt Schuchart seine Arbeit im Labor auf. Bei einer illegalen Übergabe von Gegenständen wird Schuchart verhaftet. Zurück aus dem Gefängnis, versucht er mit Hilfe eines Jungen, dem Sohn seines Auftraggebers, die goldene Kugel zu finden, eine Maschine, die jeden Wunsch erfüllt. Um diese Kugel zu bekommen, opfert Schuchart den Jungen. In seiner Verzweiflung, nicht den richtigen Wunsch äussern zu können, wiederholt er die letzten Worte des gestorbenen Jungen. Danach bricht die Geschichte ab - das Ende bleibt offen.
Die bewohnte Insel
Ein junger Mann namens Maxim Kammerer wird während seiner kosmischen Entdeckungsreise von einem Meteoriten getroffen und muß auf dem Planeten Saraksch landen. Wie er bald feststellt ist der Planet bewohnt und seine größte Zivilisation befindet sich in tiefster Krise. Das postatomare Land kann man mit dem dritten Reich oder mit der frühen Sowjetzeit vergleichen. Es herrschen Militärgesetz und Propaganda, die alles Fremde ausschliessen. Die Menschen im Land werden durch die Türme manipuliert, die überall im Land verteilt sind. ...
Samjatins Buch beschriebt einen Staat der totalen Kontrolle und Gleichrichtung. Die Menschen leben in gläsernen Gebäuden, stehen zur selben Zeit auf, essen im gleichen Rythmus die gleiche Nahrung, gehen gemeinsam zur Arbeit, machen gemeinsam in Viererreihen "Spaziergänge", gehen gemeinsam schlafen. Sex gibt es nur nach Planung und auf Verordnung. Die Kontrolle ist überall.
Das Individuum als solches scheint ausgestorben, denn niemand hat einen Namen sondern nur eine Nummer. Und über alles herrscht der Wohltäter, der der Führer des einzigen Staates ist...
Es drängen sich Parallelen zu noch existierenden, vor allem aber zu vergangenen Staaten auf.
Die Welt ist scheinbar in Ordnung, der Hauptheld D-503, der zudem der Konstrukteur des Raumschiffes integral ist, schreibt einen Bericht über das schöne Leben in dem einzigen Staat, der mit dem integral in den Weltraum getragen werden soll.
Am Anfang fand ich den Erzählstil etwas hölzern und zu sehr strukturiert. Erst später merkte ich, daß dies ein bewußtes künstlerisches Mittel sein muß, da sich der Stil mit jeder Gefühlsregung von D-503 verändert.
Allerdings wird auch nicht klar, ob Samjatin nun den Weg der Vernunft oder den Weg der Liebe wirklich für den besseren hält. Das Ende bleibt etwas offen...
Das Buch wurde 1920 geschrieben und das erstaunliche daran ist, daß vieles von dem, was beschrieben wurde, noch nicht passiert war, allerhöchstens in Ansätzen in der aktuellen Welt zu erkennen war.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, nicht nur für Dogmatiker und Menschheitsbeglücker.