Schon der Physiker Arago berichtete als Schlußfolgerung aus einem Experiment, daß ein Pferd auf einem Kanal ein 60 mal größeres Gewicht als auf dem Landweg ziehen kann. Also war schon damals bekannt, daß auf dem Wasserweg sehr viel mit sehr wenig Kraft und damit auch Energie bewegt werden kann.
Die Wasserstraßen in der Beneluxregion begannen sich schon relativ früh zu entwickeln. So wurden erste Schleusen bereits im Kanal von Willebroek von 1550 eingebaut. Bis zum Kanal Charleroi-Brüssel war es allerdings, obwohl er einer der ältesten des Landes Belgien ist, noch ein langer Weg.
Erste Projekte wurden bereits 1656 entwickelt, es dauert aber noch bis ins beginnende 19. Jahrhundert, ehe es konkreter wurde. Am 4.Mai 1803 wurde auf Grundlagen der Studien des Chefingenieurs Vionniois der Bau eines Kanals angeordnet, allerdings wurde der Kanal dann doch nicht gebaut, da der Staat unter Napoleon die 6 1/2 Mio Fr. nicht aufbringen konnte.
Erst einige Jahre später, als Belgien Teil von Holland war, stellte der Chefingenieur Vifquin einen Plan für einen Kanal auf, dessen Kosten auf ca. 9 Mio Fr. geschätzt wurden. Der Firma Nieuwenhuis & Cie wurde eine Konzession für 34 Jahre erteilt, darin waren auch die 5 Jahre für den Bau enthalten.
Die Erdarbeiten begannen am 2.April 1827, am 1. August wurde der Grundstein für den Tunnel von Bete-Refaite gelegt (Länge 1.267m). Obwohl die Arbeiten durch die Ereignisse von 1830 (Nach einem Aufstand vom 4. Oktober erklärt Belgien seine Unabhängigkeit von den Niederlanden: wikipedia - Belgische Revolution ) und auch kurz darauf durch Geldmangel verzögert wurden, konnte der Kanal am 22.September 1832 feierlich eingeweiht werden.
Der Kanal wurde mit relativ kleinem Querschnitt gebaut und so begannen schon kurz darauf die Erweiterungsarbeiten. Von 1854 bis 1914 wurden die Arbeiten so weit voran getrieben, daß zwischen Charleroi und Clabecq 300t-Schiffe verkehren konnten.
Nach dem ersten Weltkrieg konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Diesmal ging es darum, den Abschnitt Clabecq-Brüssel für 1.350t-Schiffe zu erweitern. Der Gedanke auch Charleroi für das 1.350t-Schiff erreichbar zu machen, entstand nach dem zweiten Weltkrieg auf Grund verstärkter Transporte Richtung Antwerpen.
Seit Beendigung der Arbeiten erreichen die Schiffe Antwerpen aus Charleroi über Brüssel kommend in 32 Stunden, die Fahrt von Charleroi nach Brüssel dauert noch 18 Stunden.
Eines der letzten großen Bauvorhaben für den Verkehr mit 1.350t-Schiffen ist die Errichtung der Schiefe Ebene von Ronquieres. Hier kurz die wichtigsten Daten: Strecke 1.430m Wasserstandsunterschied 68m Kosten: 2,5 Milliarden Francs
Vergleichbare Anlagen wurden vorher nur in der Sowjetunion und in Frankreich (Arzviller) gebaut.
Bevor die Entscheidung zu Gunsten der Schiefen Ebene getroffen wurde, wurden andere Möglichkeiten untersucht, den Höhenunterschied auszugleichen. Als ein Variante wurde die Errichtung von 4 jeweils 17m hohen Schleusen untersucht. Allerdings wäre dafür eine Strecke von 6 Kilometern erforderlich gewesen und bei jeder Schleusung wären 20.000 m³ Wasser verloren gegangen.
Als weitere Variante wurde der Bau eines Senkrechthebewerkes, ähnlich wie die alten Anlagen am Kanal du Centre, betrachtet. Die vier Schiffshebewerke befinden sich in Houdeng-Goegnies, Houdeng-Aimeries, Bracquegnies und Thieu nur wenige Kilometer südlich von Ronquieres.
Die hier und auf den folgenden Seiten getroffenen Aussagen beruhen auf einer Broschüre, die 1972 zur Schiefen Ebene von Ronquieres herausgegeben wurde. Die Broschüre wurde durch Alfred Gallez geschrieben und anschließend ins deutsche übersetzt.
Vergleichbare Anlagen aus neuerer Zeit gibt es unter anderem in Arzviller (Frankreich) - hier wurde ein Queraufzug für kleinere Schiffe gebaut und in Krasnojarsk am Jenessej (Russland), wo ein selbstfahrender Trog auf einer schiefen Ebene für Schiffe mit ca. 1500 t bis 2000 t gebaut wurde.
einige Links:
Schiffshebewerk von Saint-Louis - Arzviller - Homepage der touristischen Gesellschaft mit einer deutschen Seite für uns Touristen.
und zum Abschluss noch: Schiffshebewerke in Europa, eine private Seite von Günter Ringe - diese Seite gibt einen guten Überblick.