Der 18 km lange Teil der Wasserstraße Canal du Centre liegt auf einem Höhenzug zwischen dem Maasbecken und dem Scheldebecken. Er wird durch Pumpwasser aus dem Kanal Charleroi-Brüssel gespeist. Der Kanal überwindet auf dem ersten Abschnitt zwischen Mons, Nimy, Obourg, Ville-sur-Haine nach Thieu auf einer Länge von 15 Kilometern ein Gefälle von 23,26 m. Dazu wurden fünf Schleusen mit jeweils 4,2 m Hubhöhe und eine sechste in Thieu mit 2,26 m Hubhöhe gebaut.
Von Thieu nach Houdeng-Goegnies muß der Kanal dagegen auf einer Entfernung von nur knapp 7 Kilometern einen Niveauunterschied von 66 Metern überwinden. Der Bau von Schleusen wäre hier sehr aufwendig geworden, denn es hätten nach damaligen Planungen 17 Schleusen mit jeweils 400 m Kanalhaltung gebaut werden müssen. Und die Durchfahrt hätte sehr viel Zeit in Anspruch genommen.
Statt dessen wurde durch den Direktor für Brücken- und Straßenbau Hector Genard der Bau von 4 Schiffshebewerken, die sich an die Erfindung des englischen Ingenieurs Clark anlehnten, geplant. Die vier Hebewerke haben in etwa in gleichen Abmessungen. Die Nr. 1 in Houdeng-Geognies hat eine Hubhöhe von 15,397 m, die Nr. 2 in Houdeng-Aimeries von 16,934 und die Nr. 3 in Bracquenies und Nr. 4 in Thieu von jeweils 16,933 m.
Das erste Hebewerk in Houdeng-Geognies wurde von 1885 bis 1888 gebaut und von König Leopold II. am 4. Juni 1888 eingeweiht. Der Bau der drei anderen Hebewerke wurde durch den 1. Weltkrieg verzögert und so konnten sie erst danach in Betrieb genommen werden.
Die Hebewerke arbeiten komplett ohne eine Antriebsanlage. Der Antrieb erfolgt durch Zufuhr von 70t Wasser in den oben befindlichen Trog, was einem einen Wasserüberschuß von 30 cm entspricht. Da die Zylinder der Tröge durch eine Rohrleitung miteinander verbunden sind, kann der obere Trog nun den anderen Trog langsam nach oben drücken und somit den Hebevorgang auslösen. Die Öffnung der Rohrleitung wird dazu von einem Maschinisten gesteuert.
Die Tröge haben Abmessungen von 45 m Länge, 5,8 m Breite und eine Tiefe von 3,5 m. Jeder der Tröge steht dabei auf einem 19,44 m langen Kolben von 2 m Durchmesser. Seitlich werden die Tröge durch ein Gerüst geführt. Täglich wurden ca. 30 Schiffe bewegt, der Rekord lag jedoch bei 72 Schiffen, die zwischen 4 Uhr und 21 Uhr bewegt wurden.
Heute sind die Hebewerke für die Güterschifffahrt nicht mehr notwendig, da sie durch das neue Schiffshebewerk von Strepy-Thieu ersetzt wurden, daß die Höhe in einem Zug überwindet und gleichzeitig auch für größere Schiffe ausgelegt ist.