Herbstkälte

Mittlerweile schreiben wir den 3.November. Nach der Starkwindwarnung vom gestrigen Tag binden wir Reffs in die Gaffelsegel. Bei Gross und Schoner in der ersten, beim Besan in der zweiten Reffleiste. Während unserer Wache können wir endlich die Maschine stoppen. Ruhe kehrt auf dem Achterdeck ein.

Der Wind nimmt von Stunde zu Stunde zu und erreicht 7 Windstärken. Wir bergen den Besan, trotzdem bleibt die Thor sehr luvgierig. Mit achterlichem Wind laufen wir auf Südwestkurs durchschnittlich 6 Knoten.

Am Freitag Vormittag tauchen Segel am Horizont auf. Allmählich wird das Schiff größer und wir können vier Masten erkennen. Am dunklen Rumpf glaube ich die russische Viermastbark "Krusenstern" zu erkennen. Bis zum Mittag kommt sie langsam näher, dann werden dort weitere Segel gesetzt und schnell sind sie hinter dem Horizont verschwunden.

Abends laufen wir in die Strasse von Dover ein. Die See beruhigt sich, die letzten Opfer der Seekrankheit erholen sich. Der Verkehr nimmt zu und die Navigation erfordert unsere volle Aufmerksamkeit.

Sonntag morgen erreichen wir die Insel Guernsey. Die Sonne steigt als glutroter Feuerball hinter einer kleinen Felseninsel empor, als wir vor der Stadt St. Peter Port ankommen. Es herrscht starker Schwell aus SO. Mit dem Dingi fahren wir voraus, um den Hafen zu erkunden. Uns wird ein Liegeplatz von ca. 50 Meter zugewiesen. Der Platz ist etwas zu klein für unser Schiff und so beschließt unser Kapitän Günter Hoffmann weiterzufahren.

Einige Tage später erreichen wir pünktlich den Hafen von Brest. Hier verlassen viele das Schiff. Der Kapitän wechselt und er bringt nur sechs Neuzugänge mit an Bord. Dadurch sind wir jetzt nur vierundzwanzig Personen, unsere Wache schrumpft auf acht Mann. Unser neuer Wachführer ist Michael, ich steige zum Wachführerassistenten, kurz Copi, auf.